ÖSTERREICH

Jetzt spricht Laudas Ex-Sponsor

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MSG-Gründer Michael Seidl wehrt sich im ÖSTERREICH-Interview gegen Vorwürfe.

ÖSTERREICH: Herr Seidl, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Sie wegen Betrugs - alle behaupten, Sie seien verschwunden.

MICHAEL SEIDL: Das ist völliger Unsinn. Ich habe vor geraumer Zeit meinen Wohnsitz von Liechtenstein in die Schweiz verlegt. Ich lebe hier mit meiner Familie in einer bescheidenen Wohnung in der Ortschaft Speicher. Und jeder, der mich erreichen will, kann mich erreichen - entweder über mein Handy oder über meinen Anwalt, der auch der Staatsanwaltschaft angeboten hat, dass ich zu jeder Aussage bereit bin.

ÖSTERREICH: Wie kommt es überhaupt dazu, dass eine Firma wie die "Money Service Group" von einem Tag auf den anderen liquidiert wird?

SEIDL: Ich bin von den Ereignissen überrollt worden. Das ist eine lange Geschichte. Ich habe mich schon 2004 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, weil ich ein Nervenleiden durch Stress bekommen habe samt Gürtelrose im Gesicht. Ich war auf Anraten der Ärzte vier Jahre lang nicht als Manager tätig. Ich habe dann 2008 geglaubt, die Krankheit ist vorbei, und begonnen, mit viel Elan die Marke "Money Service Group" aufzubauen. Das habe ich bis Anfang 2011 mit vollem Einsatz betrieben - bis die Krankheit zurückgekommen ist, mit voller Wucht. Die Ärzte haben mir nur die Wahl gelassen: kaputtgehen oder aufhören. Da habe ich mich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

ÖSTERREICH: Und darauf ist Ihr ganzes Kartenhaus zusammengebrochen?

SEIDL: Das war kein Kartenhaus - das war eine Super-Firma mit Super-Image. Ich habe den Sturm der Entrüstung, den mein Rückzug gebracht hat, nicht vorhergesehen. Ich habe wahrscheinlich schwere kommunikative Fehler gemacht. Die ganze MSG-Gruppe ist in die Defensive geraten, der Imageschaden wurde gewaltig. Nach einer Woche war das Image so kaputt, dass wir nur mehr liquidieren konnten. Wohlgemerkt, das ist kein Konkurs, wir wollten die Firma geordnet auflösen, liquidieren.

ÖSTERREICH: Die entscheidende Frage ist ja: Bekommen die Anleger ihr Geld zurück?

SEIDL: Selbstverständlich. Alle Kundengelder sind sicher.

ÖSTERREICH: Sie werden von der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Betrugs verfolgt.

SEIDL: Das ist ungeheuerlich - denn bisher hat niemand mit mir geredet. Ich stehe jederzeit zur Verfügung, aber keiner spricht mit mir.

ÖSTERREICH: Um wie viele Anlegergelder geht es?

SEIDL: Um knapp 50 Millionen Euro bei der Money Service Group, um rund 15 Millionen bei der Hermes. Da sind die Anlegergelder gesichert. Anders ist das bei rund 30 Millionen Euro bei der Schweizer Samiv AG, da habe ich Selbstanzeige erstattet, weil es tatsächlich Unregelmäßigkeiten gab.

ÖSTERREICH: Und die Sponsorgelder?

SEIDL: Bei Niki Lauda haben wir uns einvernehmlich geeinigt, dass er den Vertrag aufkündigt, weil unsere Werbepräsenz keinen Sinn mehr macht. Da wurde bisher alles bezahlt, da geht es nur um die Höhe der Abschlagszahlung. Beim Hahnenkammrennen und Hartmann Weirather wurde alles bezahlt bis auf 112.000 Euro, die strittig sind. Bei Walchhofer ist tatsächlich noch ein Drittel des Sponsorbetrages offen.

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