Nicht mehr tabu

Kommt die Gebühr für Geld aus dem Bankomaten?

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Erste Bank und Sparkassen beraten darüber. Eine Einführung sei nicht ausgeschlossen.

Vor Jahren hat Raiffeisen Niederösterreich-Wien einen Plan für Bankomatabhebungsgebühren abblasen müssen. Die Raiffeisen-Spitze spricht heute noch von einer heiligen Kuh. "Aktuell nicht auf der Agenda", hieß es heute aus der Bank Austria. Für andere ist es kein Tabu mehr: Bei den Sparkassen wird geprüft, ob sie für Abhebungen am Bankomat Geld verlangen werden.

"Wir führen eine sehr ehrliche Debatte", sagte Sparkassenverbandschef Gerhard Fabisch. Entschieden sei aber noch nichts. "Wir wissen, dass auch in anderen Bankengruppen darüber diskutiert wird." Auch in der Wirtschaftskammer gebe es dieses Thema. Es gebe aber keine Absprache. Nicht fragen müsse man freilich die Direktbanken.

"Keine Kundenvertreibungsaktion"
Ob eine solche Bankomatabhebungsgebühr im Fall einer Einführung bei den Sparkassen nur bei Fremdkunden eingehoben bzw. wie weit zwischen eigenen und fremden Kunden unterschieden würde, ist ebenfalls nicht geklärt. Man könne aber sicher ausschließen, dass es für Sparkassenkunden einen Unterschied machen würde, ob sie bei Sparkassen in Wien oder im Burgenland oder in Tirol abheben. "Wir müssen über diese Dinge nachdenken. Aber wir planen sicher keine Kundenvertreibungsaktion", fügte Erste-Bank-Chef Thomas Uher hinzu.

Sich mit anderen Bankengruppen dazu abzustimmen, sei "komplett undenkbar". "Wenn wir glauben, dass es richtig ist, werden wir es tun, wenn nicht, dann nicht", so Uher.

Fabisch: "Bankomat hat beste Zeit hinter sich"
Sparkassenverbandschef Fabisch meint, der Bankomat habe die beste Zeit ohnehin schon hinter sich. Dank Kartenzahlungen und Onlinebanking würden Bargeldabhebungen am Bankomat sicher nicht zunehmen. Dass es auf die Abschaffung des Bargelds hinausläuft, wird aber bestritten.

"Wir werden Bargeld immer zur Verfügung stellen, solange die Kunden das wollen", sagte Uher. "Bargeld wird es immer geben." Der Kunde müsse wählen können, wie er bezahlt. "Jeder entscheidet selber. Wer daran rüttelt, wird mit dem nassen Fetzen davon gejagt."

Befeuert wurde die Gebührendebatte durch einen dramatisch gewordenen Druck auf die Zinsmargen und die anhaltend schwache Wirtschaft. Die Banken denken deshalb über neue Einnahmequellen nach. Ende letzten Jahres hatte bereits Notenbankdirektor Andreas Ittner Bankomatgebühren thematisiert.

Durchaus kostenspielig

Für die Banken ist der Bankomatendienst eine durchaus teure Angelegenheit. In der Branche werden die Kosten pro Jahr (Abschreibung, Befüllung, Entleerung Wartung, Versicherung) auf etliche tausend Euro pro Automat beziffert. Fazit sei: Defizitäre Automaten würden einfach nicht mehr ersetzt. Und wenn es keine Gebühren geben dürfe, würden eben immer weniger Geräte da sein, heißt es zur APA. Das sei in Einkaufsstraßen in Wien kein Problem, wohl aber in Gemeinden am Land. In praktisch ganz Europa müssen die Kunden fürs Geldabheben am Geldautomaten zahlen. In Österreich wird bisher nur nach einem internen Verrechnungsschlüssel vergebührt: Hebt ein Kunde beim Bankomat einer anderen Bank ab, zahlt die Bank des Kunden dafür an die andere Bank.

Kritik an EZB-Geldpolitik

Insgesamt sehen die Sparkassen große Einschränkungen, an Gebührenschrauben zu drehen. Verbandschef Fabisch kritisierte am Donnerstag die EZB für ihre Zins- und Geldpolitik scharf. Die Weitergabe der Negativzinsen auf Einlagen ist bei Privatkunden untersagt, rein rechtlich könnte man diskutieren, ob man dies auf Gehaltskonten verrechnen dürfte. Auch Firmenkundeneinlagen will man möglichst verschonen. Dass deutsche Banken fürs Parken großer Einlagen von Unternehmungen eine Art "Lagerhaltungskosten" verrechnen wollten, hält Fabisch für eine "schräge Idee". Aber bei anhaltend niedrigen Zinsen könne er nicht ausschließen, dass sich die Banken "schützen" müssten, wenn ganz große Beträge bei ihnen geparkt würden. "Wir hoffen, dass es nicht nötig wird."
 

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