Kontroverse in Polen um Boykott-Aufruf gegen Tesco

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Die Forderung des polnischen Politikers Jan Bury, die britische Supermarktkette Tesco in Polen zu boykottieren, ist bei Wirtschaftsvertretern auf scharfe Ablehnung gestoßen. Der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei PSL hatte mit seiner Aussage auf die Kritik des britischen Premier David Cameron an polnischen Immigranten reagiert, die unberechtigt Sozialleistungen bezögen.

"Der Gedanke ist absurd", heißt es in einer Stellungnahme des Arbeitgeberverbandes Lewiatan. Die Bauernpartei PSL, der kleine Regierungspartner der rechtsliberalen "Bürgerplattform" (PO), "ruft damit zur Vernichtung von Arbeitsplätzen auf und das nicht nur bei Tesco", so der Verband. Zudem verschlechtere der Appell das Investitionsklima in Polen. Michal Kolesnikow, Analyst bei der Bank für Ernährungswirtschaft BGZ, wies gegenüber der Zeitung "Rzeczpospolita" darauf hin, dass Tesco unter den Supermarktketten in Polen am meisten einheimische Produkte verkaufe. Zudem exportiere Tesco konzernintern polnische Lebensmittel in andere Länder, im Jahr 2012 im Wert von 1,7 Mrd. Zloty (407 Mio. Euro), so Kolesnikow. "Solche Vorschläge schaden also den polnischen Produzenten", sagte der Analyst.

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Auch PO-Politiker kritisierten die Äußerungen von Cameron, zu dem Boykott-Aufruf erklärten sie sich jedoch nicht. "Niemand hat das Recht, auf die Polen als eine besondere Gruppe zu zeigen, die etwas missbrauche", erklärte Ministerpräsident Donald Tusk (PO). In Großbritannien leben nach Schätzungen 600.000 polnische Immigranten.

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