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Brauer fürchten strengere Gesetze der EU

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Europas Brauer sehen mit Sorge dem EU-Gesundheitsministertreffen am 1.12. entgegen. Dort könntenstrengere Alkoholgesetze angestoßen werden.

Das hieße EU-Richtlinien für Restriktionen, die über kurz oder lang in nationales Recht einfließen könnten. Restriktionen wie Werbebeschränkungen - etwa TV-Werbung für alkoholische Getränke erst spätabends -, höhere Altersgrenzen beim Alkoholeinkauf (in Österreich derzeit ab 16) oder auch höhere Steuern stehen im Raum. In der Bierbrauer-Branche sieht man bereits Jobs wackeln.

"Information statt Prohibition"

"Das Thema Alkohol steht auf der selben Tagesordnung wie ein 'rauchfreies Europa'", so die Geschäftsführerin des österreichischen Brauereiverbands, Jutta Kaufmann-Kerschbaum. Dass Rauchen und Biertrinken gleichermaßen als schädlich bewertet werden, weist sie entschieden zurück: Die erste Zigarette sei schlecht, das erste Glas Bier nicht. Alkoholmissbrauch sei gleichwohl klar der Kampf anzusagen. Aber "mit Information statt Prohibition".

Preiserhöhungen oder Verbote hätten Missbrauch nirgends verhindert, sondern nur auf "illegale" Kanäle (Schmuggel etc.) verlagert, argumentiert der Brauereiverband. Und hohe Steuern würden nur die "moderaten" Biertrinker und die Braubranche bestrafen.

Wie viele Jobs und Milliarden an der Bierindustrie in Europa hängen, hat der europäische Brauer-Verband in einer Studie dokumentieren lassen. Ernst & Young hat dazu direkte und indirekte Umsätze/Wertschöpfung und Beschäftigungseffekte in den 27 EU-Ländern sowie Norwegen, Schweiz, Kroatien, Türkei erhoben. Fazit: In insgesamt 3.733 Braustätten in Europa waren Ende 2008 rund 150.600 Menschen beschäftigt. Zählt man die mit der Brauwirtschaft verbundenen Branchen (Zulieferer, Gastronomie, Handel) dazu, komme man auf 2,5 Mio. Arbeitsplätze.

Heute weniger Brau-Jobs als 2006

Zum Vergleich: Zur letzten derartigen Studie 2006 waren es in diesen Ländern 164.000 Mitarbeiter in Brauereien und 2,6 Mio. Jobs insgesamt. Fusionen, Strukturwandel und Sparprogramme haben in den letzten Jahren die Zahl der Brau-Jobs in Europa schon dezimiert. Würde der zuletzt europaweit ohnedies rückläufige Pro-Kopf-Verbrauch durch EU-Vorgaben eingeschränkt, gingen noch weitaus mehr Jobs in der Branche verloren, befürchten die Brauer.

In Österreich sind mehr als 40.300 Personen direkt oder indirekt mit Biererzeugung und Vertrieb befasst, davon 4.000 in den Brauereien selbst. Österreich-Wertschöpfung daraus: 1,4 Mrd. Euro.

In ihrer Europa-Wertschöpfungsstudie kommt Ernst & Young auf Summen von fast 60 Mrd. Euro durch Produktion und Verkauf von Bier. Für die nationalen Budgets hieße das mehr als 57 Mrd. Euro an Steuereinnahmen, Abgaben und Beiträgen. Für Markus Jandl, Handelsexperte von Ernst & Young Österreich, sind die Zahlen "beeindruckend, vor allem auch vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlichen Lage." Brauereiverbandschef Markus Liebl (Brau Union) sieht die Branche als "stabilen und verlässlichen Arbeitgeber." Einen schwachen Trost hat er, was allfällige Steuerpläne auf EU-Ebene betrifft. Die hohe Biersteuer in Österreich sei nicht mehr steigerbar.

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