Beide Seiten haben eine entsprechende Schlichterempfehlung angenommen.
Im Tarifkonflikt mit den deutschen Piloten hat die AUA-Mutter Lufthansa eine Empfehlung des Schlichters Gunter Pleuger angenommen. Die Einigung bezieht sich auf die Gehälter der 5.400 Piloten im Konzerntarifvertrag (KTV) von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Allerdings sind noch viele weitere Tarifthemen offen.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Beide Seiten müssen den Schlichterspruch annehmen.
Wie die Lufthansa weiter mitteilte, erhalten die Piloten eine Vergütungserhöhung in vier Stufen in Höhe von insgesamt 8,7 Prozent. Zusätzlich gebe es eine Einmalzahlung im Gesamtvolumen von rund 30 Mio. Euro, was voraussichtlich einer Ausschüttung von 5.000 bis 6.000 Euro je Beschäftigten entspreche. Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge gilt laut Lufthansa bis Ende 2019.
85 Mio. Euro Zusatzkosten
Die Zusatzkosten aus dem Lohnabschluss belaufen sich für die Lufthansa auf 85 Mio. Euro im Jahr. Um die Steigerung zu kompensieren, sollten 40 Flugzeuge, die künftig zur Flotte kommen, außerhalb des Konzerntarifvertrags eingesetzt werden.
Der Tarifkonflikt läuft seit bereits seit 2012 - mit mittlerweile 14 Streiks, 500 Mio. Euro Kosten und ungezählten Verhandlungsrunden. Der bisher letzte Streik hatte Reisepläne von Lufthansa-Kunden Ende November durcheinandergebracht.
Kernstreitpunkt: Gehalt
Formal ging es in der Mitte Jänner begonnenen Schlichtung ausschließlich um die Gehälter der 5.400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag für die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings fliegen. Pleugers Schlichterspruch musste sich folglich auf dieses Thema beschränken, Lufthansa und VC könnten auf dieser Grundlage einen Tarifvertrag abschließen oder den Vorschlag auch jeweils ablehnen. Andere Tarifthemen wurden ausgeklammert.
Schlichter Pleuger hatte seine Vorschläge vor knapp einer Woche vorgelegt, über Inhalte war Stillschweigen vereinbart worden. Lufthansa hat den Piloten über einen sechsjährigen Tarifzeitraum eine Einmalzahlung und 4,4 Prozent mehr Geld angeboten. Die VC hatte in fünf Jahresschritten über 20 Prozent verlangt.
Einschüchterungsversuch
Kurz vor Ende des Schlichtungsverfahrens hatte Lufthansa die Piloten vor einem zu hohen Abschluss gewarnt. Zusätzliche Millionenkosten könnten dazu führen, dass Investitionen für neue Flugzeuge in andere Teilgesellschaften des Konzerns gelenkt würden, hatte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister gesagt. Lufthansa denke auch über die Gründung einer neuen Airline nach, die Strecken von der Lufthansa-Mutter übernehmen könne. Die VC sah in den Äußerungen einen Einschüchterungsversuch gegen den Schlichter.
Der umstrittene Konzerntarifvertrag (KTV) sieht vor, dass Flugzeuge der Marke Lufthansa nahezu ausschließlich von Piloten geflogen werden dürfen, die nach dem KTV beschäftigt werden. Lufthansa sucht daher nach Wegen, Flugzeuge mit billigeren Piloten betreiben zu können. Im Konzern sind die KTV-Piloten bereits in der Minderheit. Bei allen Töchtern wie der AUA (Austrian), Swiss, Brussels und Eurowings wird weniger gezahlt.
Streikserie seit 2014
Die Lufthansa-Piloten streiken seit 2014 immer wieder und legten in der Zeit den 120.000 Mitarbeiter starken Konzern 14 Mal lahm. Der Arbeitskonflikt zieht sich so lange hin, weil hinter den Kulissen ein Streit um den Ausbau des Billigablegers Eurowings zwischen den beiden Parteien tobt. Die Flugzeugführer fürchten, durch die neue Konkurrenz mit schlechter bezahlten Angestellten im eigenen Haus künftig erpressbar zu werden. Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist die schnelle Expansion von Eurowings strategisch wichtig, um der Expansion von Ryanair und Easyjet Paroli zu bieten.