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EZB-Chefin: Dürfen bei Inflation nicht nur auf unsere Modelle schauen

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Die Europäische Zentralbank (EZB) muss laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde bei der Bewertung der Inflationsaussichten künftig eine breitere Perspektive einnehmen.

Sie sei sicher, dass die EZB ihr Inflationsziel von zwei Prozent wieder erreichen werde, sagte Lagarde der französischen Zeitschrift "Madame Figaro" in einem am Donnerstag auf der EZB-Webseite veröffentlichten Interview. Die Frage sei aber, wann und in welchem Zeitraum und was die Auswirkung sein werde.

"Wir können uns nicht mehr ausschließlich auf die Projektionen verlassen, die unsere Modelle liefern - sie mussten in diesen vergangenen zwei Jahren immer wieder nach oben korrigiert werden", sagte Lagarde. Es gebe Dinge, die die Modelle nicht erfassten, manchmal geschehe das Unerwartete, sagte die Notenbankchefin. "Wir müssen also auf traditionelle Indikatoren achten und zugleich empirische Daten überwachen und unsere Erwartungen in Bezug auf Geopolitik, Energiepreisentwicklung und Demografie", fügte sie hinzu. Da komme auch Urteilsvermögen ins Spiel. "Natürlich nutzen wir die uns zur Verfügung stehenden Werkzeuge, die aggregierten Daten und die Indikatoren, die unsere Modelle produzieren – aber das reicht nicht", führte sie aus.

Die Inflation hat im Euro-Raum zuletzt angefeuert durch die hochschießenden Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs eine Rekordmarke von 8,9 Prozent erreicht. Das ist das höchste Inflationsniveau seit Einführung des Euro. Die EZB hat wegen des anhaltenden Preisschubs im Juli die Zinswende eingeleitet. Bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren setzten sie den Leitzins deutlich um einen halben Prozentpunkt auf 0,50 Prozent nach oben. Auf ihrer nächsten Zinssitzung am 8. September könnte sie die Zinsen abermals kräftig erhöhen.

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