Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International AG Johann Strobl im Gespräch mit ÖSTERREICH.
ÖSTERREICH: Das Jahr 2017 ist gut angelaufen für die RBI?
Johann Strobl: Ja, das Ergebnis des 1. Quartals mit einem auf 220 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelten Gewinn zeigt unsere Stärke. Die wirtschaftliche Entwicklung in unseren Kernmärkten geht nach oben – als Bank leben wir mit der Wirtschaft, und wenn die gut läuft, profitieren wir auch.
ÖSTERREICH: Einen wesentlichen Beitrag zu Ihrem Ergebnis liefert Russland?
Strobl: In Russland läuft es heuer sehr gut – wobei wir uns da nie beklagen konnten. Die Bank ist dort gut positioniert, zudem sind die Zinsen ungleich höher als im Euroraum, was uns ermöglicht, mehr zu verdienen. Auch in der Ukraine hat sich die Situation stabilisiert, und es gibt wieder Gewinne.
ÖSTERREICH: In ganz Europa zeigen die Wirtschaftsdaten nach oben. Steigt auch die Kreditnachfrage?
Strobl: Die Osteuropa-Krise ist vorbei, in allen Ländern sehen wir starkes Wachstum. Wir bemerken in fast allen Märkten steigende Tendenzen bei der Kreditnachfrage. Für große Erweiterungsinvestitionen der Industrie ist es noch zu früh. Aber bei Privaten ist die Nachfrage nach Konsumkrediten schon deutlich höher.
© TZÖ/Wolak // Chefredakteurin Angela Sellner im Gespräch mit Johann Strobl
ÖSTERREICH: Kommen wir zum österreichischen Markt. Sehen Sie hier auch eine nachhaltige Konjunkturerholung?
Strobl: Es sieht sehr gut aus in Österreich. Wir reden viel mit unseren Kunden, die Bereitschaft zu Investitionen ist in einzelnen Bereichen gerade bei größeren Firmenkunden schon gestiegen.
ÖSTERREICH: Wie unterstützt die RBI die Unternehmen konkret?
Strobl: Der Großteil unserer Firmenkunden ist entweder in Österreich oder Osteuropa – oder auf beiden Märkten – tätig. Wir verstehen uns als Begleiter im umfassendsten Sinn. Weil wir als Bank auch vor Ort in den Ländern tätig sind, geht unser Angebot über reine Finanzierungen hinaus, wir können alle Services von Währungsabsicherung bis zum Zahlungsverkehr anbieten. Und jedes Land hat seine Spezifika, aufgrund unseres lokalen Know-hows können wir unsere Kunden da gut beraten.
ÖSTERREICH: Wo sehen Sie Handlungsbedarf, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich noch zu verbessern?
Strobl: Für die Ansiedlung internationaler Unternehmen ist es wichtig, dass die Politik Signale sendet und sagt: Wir wollen, dass Österreich ein attraktiver Standort ist. Entscheidend ist Rechtssicherheit, aber auch das wirtschaftspolitische und steuerliche Umfeld. Die hohe Lebensqualität in Österreich ist ein großer Vorteil – es fragt sich, ob wir daraus noch mehr machen können.
ÖSTERREICH: Großes Thema der Banken ist die Digitalisierung. Gilt das auch für Osteuropa?
Strobl: Das ist sicher ein wesentliches Thema in den nächsten 3 bis 5 Jahren auch in Osteuropa. Da findet jetzt eine Anpassung statt – natürlich gehen Private weniger in die Bankfiliale. In Ungarn haben wir das Filialnetz schon um ein Drittel reduziert, in Polen findet das jetzt statt. In Russland haben wir pro Filiale relativ viele Kunden, dort besteht noch kein unmittelbarer Druck. Aber auch dort wird Internet-Banking mehr.
ÖSTERREICH: Wo liegen die Schwerpunkte für die RBI in nächster Zeit?
Strobl: Wir konzentrieren uns darauf, dass wir verdienen. Ertragswachstum ist wichtig, außerdem bleiben die Kosten ein Thema. Ich will jetzt nicht jammern über die regulatorischen Kosten, aber dass sie sehr hoch sind, ist ein Faktum. Dass wir im Hinblick auf Kostenreduktion Prozesse in der Bank vereinfachen müssen, wird über die nächsten 3 bis 4 Jahre ein Thema bleiben.
ÖSTERREICH: Sie stehen seit März an der Spitze der RBI, waren vorher schon lange Jahre im Vorstand. Hat sich für Sie viel verändert mit der neuen Position?
Strobl: Mein Vorgänger Karl Sevelda war sehr offen, im Vorstand wurde alles gemeinsam besprochen. Insofern gibt es große Kontinuität. Zuletzt lag der Fokus auf unserem internen Umbau, der Fusion von RZB und RBI in Österreich – nachdem das jetzt erfolgreich über die Bühne ist, wird die Reisetätigkeit wieder mehr. Und was meinen Alltag betrifft: Es sind ein paar Arbeitsstunden mehr als vorher, zum Beispiel durch Abendveranstaltungen.