Auf Wiens Bussen war für die "Gottlosen" kein Platz - ab Donnerstag werben sie mit City Lights. "Es gibt keinen Gott. Gutes tun ist menschlich. Auf uns kommt es an", wird ab dem 16. Juli etwa in der Mariahilfer Straße zu lesen sein. Die Wiener Linien hatten die Werbung, die von einigen atheistischen Organisationen in Auftrag gegeben wurde, im Juni abgelehnt. Der Österreichische Werberat sah keinen Grund für ein Verbot der Kampagne und die Kirche sieht ihr mit Gelassenheit entgegen.
"Schon Nietzsche hat behauptet 'Gott ist tot' - nach einiger Zeit hat sich herausgestellt, Nietzsche ist tot und Gott lebendig", so Erich Leitenberger, Sprecher der Erzdiözese Wien. Er könne sich schwer vorstellen, dass eine solche Werbung Spuren hinterlässt. Grundsätzlich sei das Gespräch über Gott und seine Existenz "immer zu begrüßen", allerdings müsse es "auf Augenhöhe und mit großem Respekt vor dem jeweils anderen" geführt werden.
Nicht ganz so leicht tat sich der Österreichische Werberat mit der Kampagne. Der Werberat, der eigentlich nur für Handelswerbung zuständig ist, wurde von der Gewista um eine Vorbegutachtung gebeten, ob die Sujets gegen die Selbstbeschränkungsregeln der Werbewirtschaft verstoßen würden. "Wir sind mit einer sehr knappen Mehrheit zur Überzeugung gekommen, dass auch für den Atheismus das Prinzip der Religionsfreiheit gilt", sagte Geschäftsführer Markus Deutsch. Die knappe Minderheit der Werberäte habe allerdings deutliche Bedenken geäußert, etwa dass hier religiöse Diskriminierung vorliege oder religiöse Gefühle verletzt werden.
"Entspann dich"
Ab 16. Juli präsentiert sich die Atheismus-Kampagne in Wien mit drei unterschiedlichen Sujets. Neben "Es gibt keinen Gott", wird auch das englische Original "There's probably no God. Now stop worrying and enjoy your life." zu lesen sein sowie "Gott ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein tschechischer Schlagersänger. Entspann dich. Er wird dir nichts tun.".
Die Organisatoren der Aktion sind die AG-ATHE (AtheistInnen und AgnostikerInnen für ein säkulares Österreich), AHA (Allianz für Humanismus und Atheismus) sowie der Freidenkerbund Österreich. Umgesetzt wird die Kampagne von der Agentur Super-Fi. Man wolle mit der Kampagne nicht bekehren, sondern sich gegen die Diskriminierung von Atheisten wehren, erläutert Super-Fi-Geschäftsführer Niko Alm das Ansinnen. Es gehe darum, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Zugehörige von anerkannten Glaubensgemeinschaften Privilegien erhalten, während andere sogar rechtlichen Barrieren ausgesetzt seien. Grundsätzlich solle aber "jeder glauben was er will", findet Alm.
Die Anti-Religions-Werbung war zuvor schon in London und Madrid zu sehen, wo sie von teils heftigen Diskussionen begleitet wurde. Auch in Österreich rechnet der Werberat mit Beschwerden.