Berlusconi will von Medien 1 Mio. Schadensersatz

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Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, seit Monaten gebeutelt durch Berichte über angebliche Sex-Affären und wilde Partys, geht jetzt juristisch in die Offensive: Vor einem Gericht in Rom strengt der 72-jährige Milliardär und Medienmogul einen Prozess gegen die linksliberale Zeitung "La Repubblica" an und fordert eine Million Euro Schadensersatz.

Hintergrund sind die jeden Tag von dem römischen Blatt in einem Kasten veröffentlichten "zehn Fragen" an den Regierungschef, die dieser für diffamierend hält. Die Zeitung berichtete am 28. August selbst über das anstehende Verfahren. "La Repubblica" will in dem Fragenkatalog etwa wissen, wann Berlusconi die junge Noemi Letizia kennengelernt hat, und ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen gehabt habe oder habe. Was ihn dazu gezwungen habe, über Monate hinweg "nicht die Wahrheit zu sagen" und vier verschiedene Versionen zum "Fall Noemi" zu liefern? Nachgefragt wird auch nach Berlusconis berichteten Treffen mit einem Callgirl und ob ihn das nicht als Regierungschef erpressbar machen könnte. Die zehnte Frage zielt darauf ab, wie es ihm nach alledem gesundheitlich geht.

"Erstmals in der Geschichte der italienischen Medien landen die Fragen einer Zeitung vor dem Richter", so meinte "La Repubblica" am 28. August ironisch. Berlusconi argumentiert, die Fragen seien Phrasen, die auch gar keine Antworten verlangten, sondern "wahre Umstände" suggerieren wollten. Der 72-Jährige hatte wiederholt betont, zwar "kein Heiliger" zu sein, dabei allerdings keine Beziehungen zu Minderjährigen gehabt und auch niemals für Sex bezahlt zu haben.

Europäische Zeitungen verklagt

Berlusconi hat auch mehrere europäische Zeitungen wegen ihrer Berichterstattung über sein Privatleben verklagt. Gerichtsverfahren seien angestrengt in Italien, Frankreich und Spanien, Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Niccolo Ghedini am 28. August. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" und gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abdruckte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigen.

In Berlusconis Heimat verklagten dessen Anwälte die Zeitung "La Repubblica", die für ihre kritische Berichterstattung über den konservativen Regierungschef bekannt ist. Die Anwälte werfen der Tageszeitung unter anderem vor, die Geschichte des "Nouvel Observateur" wiederholt zu haben. Das Blatt fahre eine nicht hinnehmbare Kampagne gegen den Ministerpräsidenten, sagte Ghedini. Dies bringe Italien in Misskredit, da wiederum alle anderen ausländischen Zeitungen diese Angriffe wiederholten, als wenn sie wahr wären.

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