Journalistische Qualität im Internet Mangelware

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Der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), Werner D'Inka, warnt vor mangelnder journalistischer Qualität im Internet. Zwar machten die weltweit vernetzten Foren und Blogs ein enormes Wissen verfügbar, doch eine besonders authentische Form des Journalismus lieferten Blogger und Bürgerjournalisten nicht. Die meisten überließen die Recherchearbeit lieber den Mainstream-Medien und plagten sich nicht mit der Mühe ernsthafter Nachrichtenarbeit, sagte der Publizist laut Kathpress in Bonn.

Nach den Worten des FAZ-Herausgebers fehlt Bloggern der "professionelle Filter und die Korrekturinstanz einer versierten Redaktion", die halb recherchierte Geschichten aussondere. Ernstzunehmender Journalismus sei "eben keine Heimwerker-Beschäftigung", sondern ein Beruf, der bestimmte Fähigkeiten wie die Trennung zwischen Nachricht und Meinung verlange. Diesen Ansprüchen genüge nicht jeder, der in einem Internet-Blog "die Zeitgenossen mit möglichst steilen Thesen unterhält". Auch die subjektiven Erfahrungsberichte der Blogger im Iran bedürften bei aller Sympathie einer professionellen Nachprüfung.

D'Inka bedauerte, dass es kein selbsttragendes Finanzierungsmodell für Qualitätsjournalismus im Internet gebe. Ein solcher Journalismus müsste auf einem weltweiten Korrespondentennetz basieren, Recherchen ermöglichen und nicht nur aus kopiertem Material bestehen. Die Online-Werbung im Netz komme zum Großteil nicht den Verlagen zugute, sondern Suchmaschinenbetreibern wie Google, die keine eigenen Informationsleistungen erbrächten.

Rollenwechsel

Nach den Worten des FAZ-Herausgebers haben die Zeitungen und die Nachrichtenagenturen als deren Lieferanten im Internet-Zeitalter ihre frühere Rolle als erste Überbringer einer Neuigkeit eingebüßt. Ihre Aufgabe sei es nunmehr, Nachrichten zu erklären und Hintergrund zu bieten. Stabile oder steigende Auflagen bei Qualitätszeitungen zeigten, dass seriöser Zeitungsjournalismus eine Zukunft habe. Wörtlich sagte D'Inka: "Wir müssen nur endlich damit aufhören, uns einzureden oder einreden zu lassen, wir seien irgendwie von gestern und das Geschäftsmodell des seriösen Zeitungsjournalismus sei am Ende."

Kritik übte der FAZ-Herausgeber an Zeitungsverlagen, die dazu übergingen, "ihre Seiten von Leichtlohntruppen füllen zu lassen". D'Inka äußerte sich bei einem Festakt, in dessen Rahmen Thomas Juncker als neuer Geschäftsführer der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) eingeführt wurde.

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