Volkswagen steht vor einer neuen Chipkrise: Wegen Lieferengpässen bei Halbleitern könnte schon bald die Produktion wichtiger Modelle wie Golf und Tiguan gestoppt werden.
Der Autobauer Volkswagen bereitet laut Informationen aus der Zuliefererindustrie einen Baustopp mehrerer Modelle vor. Wie aus Branchenkreisen bekannt wurde, fehlen dem Konzern aktuell wichtige Halbleiter, die für die Steuerung elektronischer Systeme benötigt werden.
Produktion in Wolfsburg bedroht
Als erstes Modell wäre demnach der Golf im Stammwerk Wolfsburg betroffen, kurz darauf soll es auch den Tiguan treffen. Für diese Woche verfüge man zwar noch über genügend Material, ab kommender Woche könnten die vorhandenen Chips jedoch verbraucht sein – dann müsste die Produktion in Teilen gestoppt werden.
Hintergrund: Streit um Chiphersteller Nexperia
Ursache der Krise ist ein Konflikt um den niederländischen Chiphersteller Nexperia, der zum chinesischen Technologiekonzern Wingtech gehört. Auf Druck der USA hatten die Niederlande Ende September die Kontrolle über das Unternehmen übernommen. Peking reagierte darauf mit einem Exportverbot für bestimmte Bauteile, wodurch die Produktion bei Nexperia teilweise stillsteht.
Betroffen ist nicht nur VW, sondern die gesamte Automobilbranche: Die Halbleiter werden nicht direkt an die Hersteller geliefert, sondern über Zulieferer in Fahrzeugkomponenten verbaut.
Gefahr für tausende Jobs
Nach Informationen aus Unternehmenskreisen bereitet Volkswagen bereits Kurzarbeit vor. Vertreter des Konzerns sollen Kontakt mit der Arbeitsagentur aufgenommen haben, um für betroffene Standorte Unterstützung zu beantragen. Zunächst könnten mehrere Tausend Beschäftigte, später sogar zehntausende Mitarbeiter, betroffen sein – je nach Dauer der Krise.
Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, die Lage werde „kontinuierlich analysiert“. Für die kurzfristige Produktion sei ausreichend Material vorhanden, betonte er.
Finanzielle Belastung für VW
Für Volkswagen wäre ein längerer Produktionsstopp ein herber Rückschlag. Der Konzern kämpft ohnehin mit Absatzrückgängen in China und den USA sowie hohen Investitionskosten in neue Technologien. Finanzchef Arno Antlitz hatte intern gewarnt, dass allein für das kommende Jahr elf Milliarden Euro benötigt würden, um geplante Investitionen umsetzen zu können.
Kein Ersatz für bestimmte Chips
Zwar hat VW nach der Corona-Pandemie seine Lieferketten diversifiziert, um Engpässe zu vermeiden. Doch bei bestimmten Spezialchips von Nexperia gebe es nach Branchenangaben keine alternativen Hersteller. Eine anhaltende Knappheit könnte damit erneut die gesamte europäische Autoindustrie unter Druck setzen.