Preisanstieg

Nowotny: "Keine Furcht vor Inflation"

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Stagnation sei ein größeres Problem, so der Nationalbank-Chef.

"Ich fürchte mich nicht vor der Inflation, sondern eher vor der Stagnation. Ein Stagnationsszenario ist leider für Europa nicht ausschließbar", so die Einschätzung von Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Eine Inflationsgefahr bestehe in Österreich und Deutschland jedenfalls nicht, hier hätten die internationalen Märkte bereits eine stabile Entwicklung eingepreist.

Unsicherheitsfaktor
Ein großer Unsicherheitsfaktor sei aber die Lage im Nahen Osten, ein größerer Krieg würde die Energiepreise weiter in die Höhe treiben - und genau der Energiesektor ist es, der auch in Österreich bisher inflationstreibend war, so Nowotny am Dienstag vor Schülern beim "Gewinn InfoDay" in Wien.

Preisanstieg
Ein gewisser Preisanstieg sei in einer dynamischen Wirtschaft normal, sollte aber langfristig unter zwei Prozent liegen. Eine Deflation hingegen würde in eine Wirtschaftskrise führen. Österreich sei bisher von der "massiven Weltwirtschaftskrise" vergleichsweise wenig berührt worden. Aber grundsätzlich gelte: "Wir brauchen gesunde solide Staatsfinanzen. Nächstes Jahr ist ein Wahljahr, und das ist normalerweise nicht sehr gesund für die Staatsfinanzen."

Kritik, wonach es der Politik nur um die Rettung der Banken, aber nicht der Bürger ging, wies Nowotny zurück. "Das Bankensystem ist kein Selbstzweck, sondern es geht darum die Kreditverläufe aufrecht zu erhalten. Ohne diesen kann eine Volkswirtschaft nicht existieren," so das EZB-Ratsmitglied Nowotny.

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Seine Prognose: "Was wir derzeit in der Weltwirtschaft sehen ist leider eine Verlangsamung. Wir haben in Asien und den USA ein Wachstum, aber geringer als früher. In Österreich werden wir 2012 ein Wachstum von 0,5 bis 1 Prozent haben, also positiv, aber schwach."

Der Universitätsprofessor erinnerte daran, dass Bildung und Forschung einer der wichtigsten Wachstumsfaktoren sei – bei den Jugendlichen kam die Botschaft aber nur bedingt an. Wie alle anderen Vortragenden auch hatte er massive Konkurrenz von den Smartphones, mit denen sich die Kids lieber beschäftigten.

Leise Kritik übte Nowotny an der Blockadehaltung der Briten beim aktuellen EU-Budget. "Eine nicht fristgerechte Einigung auf ein EU-Budget wäre kein Weltuntergang, aber ein schlechtes Signal, wonach Europa nicht in der Lage wäre zusammen zu arbeiten."

Die Hilfen für Griechenland verteidigte er einmal mehr. Wenn Hellas nicht mehr Teil der EU wäre, dann bestehe die Gefahr einer Ansteckung. "Bevor man die Feuermauer testet, ist es besser es gibt kein Feuer. Darum ist es gut für Stabilität zu sorgen", mahnte Nowotny ein.

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