Strompreise steigen in OÖ um 8,5 Prozent

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Die oberösterreichischen Versorger Energie AG (EAG) und Linz AG erhöhen mit 1. Jänner 2010 den Strompreis um 8,5 Prozent. Das teilte die gemeinsame Vertriebstochter Enamo am Dienstag (24. November) in einer Presseaussendung offiziell mit. Auf einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh kommen laut Unternehmen Mehrkosten von etwa 4,5 Euro pro Monat bzw. 54 Euro pro Jahr zu.

Der reine Energiepreis steigt um 19,5 Prozent, inklusive Netztarif und Steuern ergibt das ein Plus von 8,5 Prozent auf den Gesamtbetrag. Dass der Strom trotz sinkender Großhandelspreise teurer wird, begründet die Enamo mit ihrem sogenannten rollierenden - also eineinhalb Jahre im Voraus getätigten - Einkauf. Diese Strategie habe sich viele Jahre hindurch bewährt, weil sich Preissteigerungen erst mit Verzögerung auf die Abnehmer ausgewirkt hätten, so die Enamo-Geschäftsführer Hans Zeinhofer und Emil Pertl. Auch der umgekehrte Effekt werde daher erst mit einer entsprechenden Zeitverzögerung wirksam werden, prognostizieren sie. Die niedrigeren Großhandelspreise 2009 sollten sich somit 2011 für die Kunden auswirken.

Preise seit drei Jahren stabil

Die Energiepreise seien in Oberösterreich in den vergangenen drei Jahren stabil gewesen, während andere Mitbewerber in dem Zeitraum ein oder zwei Erhöhungen vorgenommen hätten, rechtfertigt die Enamo den jetzigen Schritt. Parallel dazu seien aber die Einkaufspreise aufgrund der Entwicklung der Leipziger Strombörse um rund 35 Prozent gestiegen. Nach wie vor würden EAG und Linz AG "keineswegs" zu den teuersten Anbietern zählen, betonen die beiden Geschäftsführer: "Der Gesamtstrompreis für einen Haushalt mit 3.500 kWh Verbrauch im Jahr ist etwa in Wien, Niederösterreich und der Steiermark höher."

Die Preissteigerung betrifft die Haushalts-, Landwirtschafts- und Kleingewerbekunden. Die Industrie hingegen profitiert von den sinkenden Großhandelspreisen, weil sie ihre Energie verteilt über das ganze Jahr einkauft und so von den Tagespreisen an den Strombörsen abhängig ist. Laut Enamo habe es für diese Kunden bereits 2008 Tariferhöhungen gegeben, die Einkaufspreise für 2009 und die Folgejahre würden aber um 20 bis 25 Prozent niedriger liegen als 2008.

Kritik und Beschwerde

Heftige Kritik an der Strompreiserhöhung übte der freiheitliche Landesrat Manfred Haimbuchner in einer Presseaussendung. Sie sei "wirtschaftsfeindlich" und ein "völlig falsches Signal an die mittelständischen Unternehmen und an die Bürger". Er müsse mehr Transparenz und mehr Wettbewerb bei den Stromanbietern geben. Hainbuchner schlug vor, Landeshauptmann Josef Pühringer (V) solle den Strompreis einfrieren.

Der Wirtschaftsbund hat eine Beschwerde bei der Energieregulierungsbehörde E-Control angekündigt. Den Haushalten werde durch die Strompreiserhöhung "wertvolle Kaufkraft entzogen, die ihnen die Wirtschaft in sozialpartnerschaftlichen Kollektivvertragsverhandlungen gegeben hat", befürchtet Landesobmann Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Andere Energieversorger wie z.B. die Vorarlberger Kraftwerke AG hätten im Gegensatz zur Enamo den Strompreis gesenkt, kritisierte er in einer Presseaussendung.

WKÖ ist empört

Harte Kritik übt der Präsident der Wirtschaftskammer (WK) Oberösterreich, Rudolf Trauner, an der geplanten Strompreiserhöhung von rund acht Prozent Anfang des kommenden Jahres in Oberösterreich. Außerdem kündigte er in einer Presseaussendung ebenso wie der Wirtschaftsbund eine Beschwerde bei der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control an.

Diese solle gemeinsam mit der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die vorgesehene Tariferhöhung der Energieunternehmen unter die Lupe nehmen. Der Chef der E-Control, Walter Boltz, sehe eine Preiserhöhung beim Strom ebenfalls derzeit durch nichts gerechtfertigt, da sich die internationalen Großhandelspreise für Strom im Sinkflug befänden, so Trauner.

"Es ist nicht verständlich, wenn den Haushalten so wieder wertvolle Kaufkraft entzogen wird, die ihnen aus der Bereitschaft der Wirtschaft, schmerzhaft hohe Lohnrunden hinzunehmen, entstanden ist", kritisierte der WK-Präsident. Auf Durchschnittskunden mit einem Jahresverbrauch von rund 3.500 Kilowattstunden wirke sich die geplante Preiserhöhung in Oberösterreich mit vier bis fünf Euro Mehrkosten pro Monat aus. Die letzte Erhöhung des Strompreises habe es erst im Jänner 2007 gegeben.

VEÖ: Preise im Mittelfeld

Österreichs Strompreise sind marktkonform und befinden sich im europäischen Vergleich im Mittelfeld, stellte der Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) grundsätzlich zur aktuellen Strompreisdiskussion in Österreich fest. Die heimischen Haushaltsstrompreise seien zuletzt auf Rang 9 der EU-27 gelegen.

Eine Modellrechnung des VEÖ ergibt auf Basis einer branchenüblichen Beschaffung an der Leipziger Strombörse EEX mit einer Gewichtung von 75 Prozent Grundlast zur 25 Prozent Spitzenlast durchschnittliche Beschaffungskosten von 6,5 Cent pro kWh. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 6,7 Cent je kWh in Österreich (exklusive Netz, Steuern und Abgaben) beträgt die durchschnittliche Marge 2009 damit 0,2 Cent pro kWh, wobei hier je nach Marktsituation und Beschaffungsstrategie eine Bandbreite zwischen 0,2 und 1 Cent möglich sein dürfte, erklärte ein Sprecher in einer Aussendung.

Die Endkundenpreise würden im liberalisierten Strommarkt maßgeblich durch die Entwicklung an den Strombörsen bestimmt, wo es im vergangenen Jahr zu starken Preisschwankungen gekommen sei, so der Sprecher weiter. Die Grundlast-Futures für das Jahr 2010 erreichten im Sommer 2008 einen Höchstwert von 90 Euro pro Megawattstunde und lagen damit um mehr als ein Drittel über den Preisen im Jänner desselben Jahres. Bis Februar 2009 sank der Preis auf unter 45 Euro pro MWh und ist zuletzt wieder gestiegen.

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