Streit mit Markenherstellern

Supermarkt-Boss packt aus: "Völlig überzogene Preise"

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Einige Produkte fehlen derzeit in heimischen Supermärkten, weil der Preis-Streit zwischen Händlern und Lieferanten eskaliert und zu Lieferstopps führt. Rewe-Chef  Marcel Haraszti wirft internationalen Herstellern Preistreiberei vor.

In heimischen Supermarktregalen fehlen derzeit einige Produkte. Manche Schokoriegel, Knabbereien oder auch Tierfutter gewisser Marken sind nicht oder nur spärlich zu haben.

Der Grund ist der eskalierende Streit zwischen Handelskonzernen und Markenartikelherstellern über neue Preise. Im Windschatten der steigenden Energie- und Rohstoffkosten verlangen einige Lebensmittelproduzenten Aufschläge in einer Höhe, welche die Händler nicht akzeptieren wollen.

Lieferstopp

Als Folge stoppen die Hersteller ihre Lieferungen. Betroffen sind derzeit etwa Philadelphia-Frischkäse, Pringles-Chips oder Haribo-Naschereien, berichtete das Ö1-Morgenjournal. Laut Rewe (Billa, Penny, Adeg) spitzt sich die Lage auch bei Schokoriegeln wie Mars oder Whiskas-Katzenfutter zu: Hier gibt es zwar noch Vorräte auf Lager, Nachschub wird aber nicht mehr geliefert.

Hinter den Produkten stehen Konzerne wie Mondelez, Kellog oder Mars. Aber auch mit Haribo konnte sich der Rewe-Konzern nicht auf Preise einigen.

"Produktionskosten 20 Prozent gestiegen"

Die Markenartikler wollen allerdings nicht die Sündenböcke sein. Man könne nicht weniger verlangen, da die Preise für Energie, Rohstoffe, Düngemittel, Verpackungen extrem gestiegen seien. "Da gibt es keinen Spielraum mehr, wenn sich die Herstellkosten um gut 20 Prozent erhöhen, bei vielen sogar noch mehr", sagt Günter Thumser vom Verband der Markenartikelindustrie.

Schutzschild für Kunden

Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti sieht das anders. Er wirft der Industrie Preistreiberei vor. "Wir sehen uns als Schutzschild für unsere Kunden gegen überzogene Preise. Wir akzeptieren es nicht, dass internationale Unternehmen Preissteigerungen fordern, die für uns nicht nachvollziehbar sind."

"Jeder muss Beitrag leisten"

Der Handel habe Margen von ein bis zwei Prozent, sagt Harazti gegenüber Ö1 - "die großen internationalen Lieferanten haben Margen von 15 bis 20 Prozent." Jeder müsse in der Krise seinen Beitrag leisten, so Haraszti: "Wir verzichten bei uns schon auf Spanne, aber wir verlangen das auch von den Lieferanten. Und das tun sie aktuell nicht."

Die Läger seien bei Rewe noch voll. Aber man werde von gewissen Konzernen nicht mehr beliefert, "weil wir diese unglaublich hohen Preise nicht akzeptieren", so Haraszti. 

Eigenmarken als Alternative

Man biete den Kunden Alternativen mit günstigeren Eigenmarken wie "Clever", die auch verstärkt gekauft würden. Den Vorwurf der Markenartikler, dass Rewe hier selbst kräftig an der Preisschraube gedreht habe, weist Haraszti zurück.

Generell habe man bei österreichischen Lieferanten - sei es für die Eigenmarken oder andere - mehr Verständnis für Preiserhöhungen als bei internationalen Konzernen.

Bei Spar gibt es aktuell keine Probleme mit Lieferstopps, man habe sich mit den Herstellern geeinigt, heißt es aus dem Unternehmen. Spar-Vorstand Markus Kaser hatte sich vor einiger Zeit auch über extreme Preiserhöhungen mancher Markenartikler echauffiert und die "Gier der Konzerne" angeprangert.

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