Lufthansa-AUA-Deal besiegelt

Teilen

Lufthansa und ÖIAG besiegelten am 3. September in den Mittagsstunden die Übernahme der Austrian Airlines (AUA). Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber und ÖIAG-Chef Peter Michaelis haben am Flughafen Wien die Übergabe der Aktien symbolisch vollzogen. Die AUA ist ab sofort Teil des Lufthansa-Konzerns, die Kranichairline hält über 90 Prozent.

Damit wird die Lufthansa-Gruppe noch vor AirFrance/KLM zu der mit Abstand größten Fluggesellschaft Europas, die im Jahr rund 100 Mio. Passagiere befördert. Die EU hatte die Fusion und die damit verbundenen staatlichen Millionen-Hilfen von 500 Mio. Euro Ende August nur unter Auflagen genehmigt. Auf Strecken zwischen Wien und Frankfurt, München, Stuttgart, Köln sowie Brüssel müssen Start- und Landerechte an Konkurrenten abgegeben werden. Mayrhuber wies darauf hin, dass europäische Wettbewerbsstärke im Flugsektor "nicht in einem fragmentierten Umfeld erreichbar" sei.

"Weitere Einschnitte"

Michaelis bezeichnete den Verkauf als die "komplizierteste Transaktion" der ÖIAG bisher. "Ich bin aber sicher, dass wir für die AUA keinen besseren Partner finden konnten." Die Zukunft werde für die AUA "sicher weitere Einschnitte bringen. Die Unsicherheit der letzten Monate ist aber zu Ende und die Zukunft der AUA nachhaltig gesichert."

Weitere Sparmaßnahmen wurden allerdings nicht ausgeschlossen. "Der Weg wird steinig bleiben", sagte AUA-Vorstand Andreas Bierwirth. Mit den "großen Triebwerken der Lufthansa" werde es zwar leichter, die Synergien aus dem Zusammengehen mit der Lufthansa allein reichen aber nicht aus. Wichtig sei, das Unternehmen wieder operativ positiv zu machen. "Idealerweise in zwei bis drei Jahren", sagte Bierwirth, weil die AUA nach den Auflagen der EU erst dann wieder wachsen darf. "Wir müssen diesen Sektkorken, der da drauf ist, so schnell wie möglich beseitigen", so Bierwirth.

Lufthansa-Vorstandsvorsitzender Mayrhuber will, dass die AUA nach der Integration in seinen Konzern bereits nächstes Jahr kein Geld mehr verliert. "Wir verbrennen derzeit Geld, sind cash-negativ. Wir werden nächstes Jahr cash positiv sein", sagte Mayrhuber. Dann werde die Latte gelegt, so schnell wie möglich wieder operativ positiv zu sein.

Der Turnaround werde dem Unternehmen noch einiges abfordern. "Wir wollen rote Uniformen und keine roten Zahlen", meinte Mayrhuber in Anspielung auf die Berufstracht des AUA-Personals. Dabei gab es Lob für die Fluglinie. Die "Redimensionierung" habe bereits begonnen, "ohne am Passagier zu sparen". Auch der mit der Konzern-Integration der neuzugekauften Airline betraute Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer würdigte die Einsparbeiträge der AUA-Belegschaft.

Drei Sparpakete innerhalb kurzer Zeit

Die seit Jahren defizitäre Linie hat in den vergangenen Monaten drei Sparpakete geschnürt: Auf Einsparungen von 50 Mio. Euro ab 2008 folgten im heurigen Frühjahr - mit der Verschärfung der Krise - Kostensenkungen von 225 Mio. Euro. Mittlerweile wurde ein weiteres "Nachhaltigkeitsprogramm" akkordiert, das den Abbau von 1.000 Stellen und einen Gehaltsverzicht von 5 Prozent auf die nächsten 5 Jahre vorsieht.

Es soll zusammen mit Lufthansa-Synergien Ergebnisbeiträge von rund 300 Mio. Euro pro Jahr bringen. Sie beschäftigt aktuell noch 7.300 Mitarbeiter. Die AUA solle wie die übrigen Übernahmen der Lufthansa (Swiss, British Midland und die belgische Brussels Airlines) als eigenständiger Netzanbieter erhalten bleiben.

Weitere Pakete würden von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen, meinte Mayrhuber. Er sprach von einem "Dreiklang: Abbauen, Umbauen, Aufbauen". Mit dem Abbau sei bereits begonnen worden, die anderen Schritte würden folgen. Man müsse sich künftig aber auch fragen, wie man sich "auf der Vertriebsebene besser einstellen kann". Dennoch seien auf der Erlösseite "keine Wunder" zu erwarten.

Do&Co bleibt

Ebenso sprach sich AUA-Vorstand Bierwirth dafür aus, dass die "Last der Sanierung nicht allein durch die Mitarbeiter getragen" werden dürfe. Einen "Beitrag" könnten etwa die Lieferanten leisten. Am Bordcatering durch Do&Co soll sich jedoch grundsätzlich nichts ändern, versprach Bierwirth. Das typisch österreichische Essen sei neben der Freundlichkeit und dem Oststrecken-Netz einer der drei Grundpfeiler der AUA.

Die AUA habe kein Produktproblem sondern ein Kostenproblem, sagte Mayrhuber. Sie habe mit einer besonders schwierigen Wettbewerbssituation zu kämpfen gehabt. Dass der Deal trotzdem gelungen sei, beweise, dass die AUA für die Lufthansa ein langfristiges Investitionsprojekt sei, "sonst hätten wir das nicht gemacht". Die Genehmigung der EU sei hinsichtlich des internationalen Wettbewerbs richtig gewesen.

Vorstand bleibt, AR-Vorsitz an Lauer

Das seit Jahresbeginn amtierende Management-Duo der AUA, Peter Malanik und Andreas Bierwirth, wird auch nach der Übernahme bleiben. "Von uns aus wollen wir diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen", sagte Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer. Er ist im Lufthansa-Vorstand für die Integration zugekaufter Airlines zuständig und wird den Vorsitz im neuen Aufsichtsrat übernehmen: "Es gibt keine 'hidden agenda'". Auch Mayrhuber zieht in den AUA-Aufsichtsrat ein.

Die AUA werde im Lufthansa-Konzern ihre Eigenständigkeit, ihre eigene Identität und ihr besonderes Profil weiter behalten, betonte Lauer. Die "wichtigste Steuerungsphilosopie" laute wie schon bei vorangegangenen Zukäufen wie Swiss und Bristish Midland: "integrierte Eigenständigkeit". Die neue Stärke müsse aber "aus sich selbst heraus erarbeitet werden", wenn auch in enger Zusammenarbeit mit der Lufthansa.

Wie die Integration der AUA unter die Flügel der Kranich-Airline genau vonstatten gehen soll, will der AUA-Vorstand in "vier bis sechs Wochen", also wohl im Oktober, der Öffentlichkeit vorstellen, sagte Bierwirth. Dann soll klar werden, wie das Streckennetz und die Kapazitäten der AUA in Zukunft aussehen werden.

Vorstandskollege Malanik sprach von einem "historischen Tag". Ziel des Managements sei es, wieder eine profitable Airline zu führen, "für die wir heute die Basis geschaffen haben".

Geld für Kleinaktionäre

Mit der Unterzeichnung der Verträge hat nun auch das Zittern für die Aktionäre der AUA ein Ende. Der Großteil der AUA-Aktionäre, die bis 11.5. das Angebot der Lufthansa angenommen haben und nicht zurückgetreten sind, werde voraussichtlich noch am 3.9. ihre 4,49 Euro je Aktie bekommen, sagte Lufthansa-Sprecherin Stefanie Stotz. Wer erst in der Nachfrist akzeptiert hat, werde sein Geld bis spätestens 23. September erhalten.

Die Lufthansa hatte zugesagt, dass die Aktionäre ihr Geld spätestens zehn Börsetage nach der finalen Freigabe des Deals erhalten sollen. Die EU-Kommission hatte am vergangenen Freitag (28. August) auch formal Grünes Licht für den Deal gegeben.

Aktionäre, die bisher das Übernahmeangebot der Lufthansa nicht angenommen haben, haben noch bis 9.9. Zeit, um es sich doch noch anders zu überlegen, sagte Stotz. Für Anleger, die auch dann ihre Aktien nicht abgeben wollen, plant die deutsche Kranich-Airline ein Squeeze-out. Mit Aufschlägen sollten die Anleger allerdings nicht rechnen, es werden nicht mehr als 4,49 Euro werden, betonte die Sprecherin.

Über 90 Prozent des Aktienkapitals

Insgesamt zahlt die Lufthansa für diese 36,959.414 freien Aktien rund 166 Mio. Euro. Inklusive der von der ÖIAG übertragenen Anteile und der im Rahmen der noch laufenden Nachfrist bereits eingereichten Aktien wird die Lufthansa danach über die ÖLH Österreichische Luftverkehrs-Holding-GmbH mehr als 90 Prozent des Aktienkapitals der AUA halten. Die ÖLH wird alle erforderlichen Schritte zur Durchführung des Ausschlusses von Minderheitsgesellschaftern (Squeeze-out) der Austrian Airlines AG einleiten.

Die ÖIAG erhält für ihren 41,56-Prozent-Anteil den symbolischen Betrag von 366.268,75 Euro (1 Cent je Aktie). Für den - unwahrscheinlichen - Fall, dass sich die Lage der AUA in der nächsten Zeit doch noch deutlich bessert, müsste die Lufthansa auch der ÖIAG den vollen Preis zahlen, was einen Nachschlag von 162 Mio. Euro bedeuten würde. Gleichzeitig erhält die Lufthansa eine "Mitgift" von 500 Mio. Euro, die allerdings mit der schon im Dezember geflossenen staatlichen Nothilfe von 200 Mio. Euro gegengerechnet wird.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.