Wird das Filialgeschäft verkauft, kippen weit mehr Jobs als die angekündigten 800.
Der am Mittwoch verkündete radikale Sparkurs bei der Bank Austria sorgt für ein Beben in der gesamten Finanzbranche. Wie berichtet, schrumpft die italienische Mutter UniCredit die Bank Austria total zusammen. Die gewinnträchtige Osteuropa-Zentrale wird von Wien nach Mailand verlegt, zunächst werden von insgesamt rund 9.000 Jobs 800 gekappt (bis 2018), aber das ist wohl nicht das Ende der Fahnenstange. Ob die rund 700 Mitarbeiter, die in Wien bislang fürs Osteuropa-Geschäft gearbeitet haben, bleiben, steht in den Sternen. Und das Privatkundengeschäft muss entweder verkauft oder so umstrukturiert werden, dass es profitabel wird. Derzeit zahlt die Bank Austria für jeden der 1,6 Mio. Privatkunden 36 Euro drauf.
Betriebsversammlung für 24. November anberaumt
Allein 3.500 Bank-Austria-Beschäftigte sind im Privatkundengeschäft tätig. In jedem Fall werden etliche der 220 Filialen schließen müssen. Auch das wird Jobs kosten. Im Dezember will Bank-Austria-Chef Willibald Cernko die Pläne für die Zukunft des Privatkundengeschäfts verkünden.
Streik
Betriebsrat und Gewerkschaft steigen auf die Barrikaden. Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten, fordert Verhandlungen „auf Augenhöhe“. Sonst drohe ein Arbeitskampf – Streik sei immer ein Mittel, so Katzian. Niemand solle glauben, dass die Bank Austria ohne Widerstand das Privatkundengeschäft verkaufen könne und die Mitarbeiter dann beim neuen Eigentümer gekündigt werden. Die Verunsicherung sei groß, sagt Betriebsratsobmann Adolf Lehner. Für den 24. November ist eine Betriebsversammlung anberaumt. Der Betriebsrat hält Bank-Austria-Aktien, hat dadurch deutliche Mitgestaltungsmöglichkeiten. „Wir haben ein Instrument, das andere nicht haben“, sagt Lehner.
Neue Zentrale? Weitere Frage hinsichtlich der unsicheren Zukunft der Bank Austria: Für Ende 2017 ist der Umzug in die neue Zentrale nahe dem Praterstern geplant. Das Gebäude ist für 6.000 Mitarbeiter angelegt. Ob die Bank dann überhaupt noch so viele haben wird, erscheint derzeit fraglich. (sea)
Bawag und Erste buhlen um Bank-Austria-Kunden
Gibt die Bank Austria das Privatkundengeschäft ab, stehen Interessenten parat. Zum einen ist das Bawag-Chef Byron Haynes, der profitabel wirtschaftet und genug Geld hätte. Auch in der Erste Bank spitzen hochrangige Manager dem Vernehmen nach auf die 1,6 Mio. Privatkunden der Bank Austria. Oberboss Andreas Treichl soll allerdings strikt dagegen sein. Wettbewerbs- und aufsichtsrechtliche Hürden könnten sich allerdings noch auftun.
Werbung
Derweil buhlt die Konkurrenz auch so schon heftig um wechselwillige Kunden der Bank Austria. „Sie suchen eine neue Bankverbindung? Wir freuen uns auf Sie“, heißt es auf Prospekten der Erste Bank, die am Donnerstag in Wien auf der Straße verteilt wurden. Bei Eröffnung eines neuen Kontos gibt’s einen 20-Euro-Gutschein.
Kundenflucht gebe es nicht, es würde auch kein Geld abgezogen, ist aus der Bank Austria zu hören.
Bei Konten und Krediten ändert sich nichts
■ Geld besser abheben? Die Verunsicherung bei Kunden ist groß: Ist das Geld bei der Bank Austria noch sicher? Da kann man beruhigen: Die Bank steht nicht vor dem wirtschaftlichen Aus, wird nur umstrukturiert. Es besteht also keine Gefahr für Ihr Geld.
■ Bank jetzt wechseln? Ein Bankwechsel ist immer eine Überlegung wert, möglicherweise bietet ein anderes Institut bessere Konditionen. Andererseits ist das Vertrauensverhältnis zu einem langjährigen Berater viel wert.
■ Verschlechtern sich Kreditkonditionen? Alle laufenden Bank-Austria-Verträge bleiben, wie sie sind. Auch ein möglicher neuer Eigentümer könnte bei Krediten nicht einfach etwas ändern, heißt es von Konsumentenschützern.
■ Kommen höhere Gebühren? Mittelfristig ist das möglich. Sollte ein neuer Eigentümer Spesen und Gebühren stark anpassen, hätten Kunden ein Kündigungsrecht.
■ Weniger Bankomaten. Etlichen Filialen droht die Schließung. Dann würden dort in den meisten Fällen wohl auch die Bankomaten wegfallen.