Im milliardenschweren Schadenersatzprozess gegen die Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) macht das Oberlandesgericht München den Anlegern Hoffnung. Die Bank habe die Investoren ein halbes Jahr vor Bekanntwerden ihrer desaströsen Lage hinters Licht geführt, lautet die vorläufige Einschätzung des Senats.
Eine Pressemitteilung der HRE vom 3. August 2007 sei "wesentlich zu optimistisch" gewesen, sagte Richter Guido Kotschy zum Verhandlungsauftakt.
Diese Veröffentlichung werde von großer Bedeutung für den Prozess sein, sagte Kotschy: "Wir sehen das ganz deutlich, dass man spätestens im November hätte tätig werden müssen mit dem Quartalsbericht."
Die HRE hatte erst am 15. Jänner 2008 überraschend Abschreibungen auf strukturierte Wertpapiere bekannt gegeben. Die damals im Dax gelisteten HRE-Aktien brachen um 35 Prozent ein und rissen auch den wichtigsten deutschen Aktienindex mit ins Minus. Endgültig ins Straucheln geriet die HRE, als in der Finanzkrise ihre Staatsfinanzierungstochter Depfa vor dem Zusammenbruch stand.
Nach Angaben von Rechtsanwalt Andreas Tilp stehen in dem Musterprozess erstmals in Deutschland Ansprüche institutioneller Investoren aus dem In- und Ausland im Vordergrund.
Tilp wirft der HRE vor, sie habe die Risiken ihrer Wertpapierbestände und die der Übernahme der Depfa 2007 nicht korrekt bewertet. Die Depfa bekam an den Kapitalmärkten kein Geld mehr, um ihre langfristig ausgegebenen Kredite durch kurzfristige Schulden zu finanzieren, und drohte deswegen pleite zu gehen.