Neuer Chemieriese

Solvay will Rivalen Rhodia schlucken

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Die Serie von Milliardenübernahmen in der Chemiebranche reißt nicht ab.

Die belgische Chemiegruppe Solvay will sich für 3,4 Mrd. Euro den französischen Rivalen Rhodia einverleiben und damit ihre Position in den Schwellenländern mit einem Schlag kräftig ausbauen. Das Direktorium von Rhodia habe einstimmig grünes Licht für die Übernahme gegeben, teilte Solvay am Montag mit. Beide Unternehmen seien sich einig, mit Hilfe einer neuen Konzerngruppe nachhaltiges Wachstum zu erreichen, erklärte Solvay-Chef Christian Jourquin.

Rhodia in den Schwellenländern stark
Mit Rhodia will Solvay den in Schwellenländern erwirtschafteten Umsatzanteil auf 40 Prozent steigern. Das französische Unternehmen sei vor allem in China und Brasilien stark. Im vergangenen Jahr hätten die Geschäfte in den Wachstumsregionen rund die Hälfte zum Rhodia-Umsatz beigetragen, erklärte Solvay. "Wir sehen die Möglichkeit, unser operatives Ergebnis auf fast zwei Mrd. Euro zu verdoppeln und eine globale Chemieplattform unter dem Banner von Solvay zu errichten", sagte Solvay-Chef Jourquin. Mit der Übernahme kommt Solvay auf einen Jahresumsatz von zwölf Mrd. Euro und einen operativen Gewinn von 1,9 Mrd. Euro. Insgesamt liegt der Geschäftswert der Übernahme bei 6,6 Mrd. Euro.

Börsen reagieren positiv
An der Börse kam die Transaktion gut an: Rhodia-Aktien schnellten zur Eröffnung rund 50 Prozent in Höhe. Solvay-Aktien legten zwei Prozent zu. Solvay saß seit mehr als einem Jahr auf vollen Kassen, nachdem der Konzern im September 2009 seine Pharmasparte für 4,5 Mrd. Euro an den US-Arzneimittelhersteller Abbott Laboratories verkauft hatte. Danach gab es wiederholt Spekulationen, das Brüsseler Chemieunternehmen plane einen Milliardenzukauf. An der Börse wurde zeitweilig auch der Name des Holzmindener Duft- und Aromenherstellers Symrise als Übernahmeziel genannt.

Bereits mehrere Milliardenübernahmen in den vergangenen Monaten
In den vergangenen Monaten wurden in der europäischen Chemiebranche bereits mehrere Milliardenübernahmen angeschoben. So schluckt der Schweizer Chemieriese Clariant für zwei Mrd. Euro den Münchener Spezialchemiekonzern Süd-Chemie. Das niederländische Chemieunternehmen DSM übernahm kürzlich für rund 1,1 Mrd. Dollar den US-Hersteller von Zusätzen für Babynahrung, Martek. Rund sechs Mrd. Dollar will sich der US-Chemiekonzern DuPont den Kauf des dänischen Unternehmens Danisco kostenlassen.

31,60 Euro für jede Rhodia-Aktie
Solvay will den Rhodia-Aktionären 31,60 Euro je Aktie zahlen. Damit erhielten diese einen satten Aufschlag von 50 Prozent auf den Schlusskurs der Rhodia-Aktie vom Freitag. Die Bar-Offerte soll in den nächsten Tagen starten und bis Ende August laufen. Mit Kartellproblemen rechnet Solvay nicht. Konzern-Chef Jourquin zufolge ergänzten sich beide Unternehmen hinsichtlich Produkten und Märkten gut. Mit dem Zusammenschluss werde zudem die Anfälligkeit für konjunkturelle Schwankungen deutlich abnehmen. Unter anderem durch den kombinierten Einkauf sei innerhalb von drei Jahren mit jährlichen Einsparungen von 250 Mio. Euro zu rechnen. Ein kleiner Teil davon solle auch aus der Streichung von Arbeitsplätzen resultieren. Konkrete Zahlen dazu nannte Solvay nicht. Schon ab dem ersten Jahr soll der Zukauf einen Beitrag zum Gewinn von Solvay leisten.

Solvay wichtig für Glas- und Baubranche
Solvay kam 2010 mit rund 16.800 Beschäftigten auf einen Umsatz von 7,1 Mrd. Euro und einen operativen Gewinn von 633 Mio. Euro. Die Belgier sind einer der weltgrößten Produzenten von Soda-Asche für die Glasproduktion. Zudem zählt Solvay mit seiner Tochter Solvin, an der der Branchenprimus BASF 25 Prozent hält, zu den führenden Herstellern von PVC für die Bauwirtschaft.

Rhodia vor allem in der Spezialchemie aktiv

Der in Paris ansässige Rhodia-Konzern ist vor allem in der Spezialchemie aktiv. Das Unternehmen stellt unter anderem Substanzen für Reinigungsmittel und Kosmetika her, sowie Produkte der Phosphorchemie. Zudem ist das Unternehmen die Nummer zwei bei Polyamid-Kunststoffen. Rhodia erwirtschaftete 2010 mit rund 14.000 Beschäftigten einen Umsatz von 5,23 Mrd. und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 905 Mio. Euro.

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