Vertrag unterschrieben - Chef Albrecht: Start für neue AUA.
Wirtschaftskammer und Gewerkschaft haben am Freitagnachmittag den neuen Konzern-Kollektivvertrag (KV) für die rund 3.200 Bord-Mitarbeiter der Austrian Airlines (AUA) unterschrieben, teilte die Fluglinie nach der Unterzeichnung mit. Damit ist die Verhandlungslösung endgültig paktiert. Vom Tisch sind damit auch die Klagen gegen den umstrittenen Betriebsübergang auf Tyrolean.
"Mit der Einigung haben wir einen Startpunkt für eine neue, gemeinsame Austrian Airlines geschaffen. Nun können wir uns auf die Gestaltungsphase konzentrieren", erklärte AUA-Boss Jaan Albrecht. Für Betriebsratschef Karl Minhard und den vida-Gewerkschafter Gottfried Winkler spiegelt der neue KV wider, "was derzeit angesichts der teils dramatischen europaweiten Entwicklungen in der Luftfahrtbranche machbar und notwendig war".
Das "Gelbe vom Ei" sei der Vertrag aber noch nicht, sie fordern einen Ausbau in den nächsten Jahren. Auch sei nun der Weg frei, den AUA-KV und den kürzlich abgeschlossen Niki-KV zu einem Branchen-KV für die österreichische Luftfahrtbranche weiterzuentwickeln.
Bei der AUA hatten sich Vorstand und Bordbetriebsrat Anfang Oktober nach zwei Jahren - laut Minhard "harten Ringens" - auf die Eckpunkte für einen neuen KV geeinigt. Dieser ist auch ein Generalvergleich für die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen. Der Rechtsstreit ging bekanntlich bis zum Europäischen Gerichtshof (EuGH), vor dem der Vorstand unterlag.
Mitarbeiter wechseln zurück zu AUA
Teil der Verhandlungslösung ist auch der Wechsel der Flugbegleiter und Piloten zurück zur AUA. Die Übertragung ist für den 31. März 2015 geplant. "Die exakte gesellschaftsrechtliche Form der Übertragung wird zurzeit noch diskutiert", verlautbarte die AUA heute in einer Aussendung. Den Mitarbeitern wird der Deal mit einer Abschlagszahlung schmackhaft gemacht, im Gegenzug müssen sie auf alte Ansprüche bei Pension, Jubiläumsgeldern und Abfertigungen verzichten. Wie viel die AUA für den Vergleich zur Seite gelegt hat, wird noch unter Verschluss gehalten. Branchenkenner gehen von rund 100 Mio. Euro aus. Die Rückstellungen haben die Bilanz der AUA nach neun Monaten jedenfalls wieder rot gefärbt.
KV gilt ab 1. Dezember
Das neue Vertragswerk soll bereits ab 1. Dezember 2014 für die rund 900 Piloten und 2.300 Flugbegleiter gelten. Er regelt die zukünftigen Gehälter und Pensionen, Arbeitszeit und die Karriereentwicklung für das Cockpit- und Kabinenpersonal. Die Details sollen den Crews nächste Woche in gestaffelten Info-Veranstaltungen vorgestellt werden. Verzögerungen im Flugbetrieb sind laut AUA dieses Mal nicht zu erwarten. Eine Urabstimmung über den neuen KV gibt es nicht. Mitarbeiter, die den Deal aber nicht akzeptieren wollen, können die Abfertigung nehmen und die Airline verlassen.
Durch den radikalen Sparkurs von Albrecht in den letzten zweieinhalb Jahren, zum dem auch der umstrittene Betriebsübergang und die jetzige Einigung zählen, ist die AUA mittlerweile die Lufthansa-Airline mit der besten Kostenstruktur. Dass die AUA am günstigsten ist, zeigt sich auch daran, dass die AUA-Flieger für die Konzerngesellschaften Swiss, Brussels und Lufthansa fliegen.
Nach der Einigung will sich das Management nun wieder auf die geplanten Flugzeugbestellungen konzentrieren. Es steht seit längerem die Entscheidung über den Nachfolger der 21 Fokker-Jets an. Gemeinsam mit möglichen neuen Langstreckenfliegern könnten die Flotteninvestitionen bis zu 1 Mrd. Euro ausmachen. Das Geld war wegen des Rechtsstreits mit den Piloten auf Eis gelegen.