Iran-Konflikt

Turbulenzen am Ölmarkt befürchtet

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IEA-Chef Birol erwartet mittelfristig Nachteile für Europäer.

Angesichts der politischen Zuspitzung am Persischen Golf rechnet der Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, mit Unwägbarkeiten auf dem Ölmarkt. Sollte es nach der Verhängung eines US-Ölembargos, dem sich die EU-Außenminister bei ihrem Treffen am 30. Jänner anschließen wollen, zu Engpässen kommen, hätten die Golfstaaten zwar Kapazitäten zum Ausgleich. Mittelfristig könnte es jedoch zu Problemen kommen, meinte Birol im Gespräch mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Online-Ausgabe).

"Vor allem Saudi-Arabien, das ich als die Zentralbank des Ölhandels bezeichnen möchte, hat sich in solchen Situationen stets sehr verantwortungsvoll verhalten", sagte Birol. Auch verfüge die IEA selbst, zu deren Mitgliedstaaten die USA, viele europäische Staaten und andere wichtige Industrieländer gehören, über strategische Reserven.

Er bezweifle aber, dass die Ölmärkte auch mittelfristig so gut und stabil funktionieren, wie die Konsumenten sich das wünschten. "Mehr als 90 Prozent des Wachstums in der globalen Ölförderung wird in den kommenden zehn Jahren im Nahen Osten und Nordafrika erzielt werden", so Birol. Deshalb werde der Ölmarkt künftig noch stärker von geopolitischen Interessen beeinflusst sein als bisher - zum Nachteil der Europäer: Bereits im Jahr 2015 werde Europa mehr Öl importieren müssen als Amerika.

Die EU ist nach China der größte Abnehmer von iranischem Öl. Peking bezieht mit 2,2 Millionen Barrel pro Tag knapp ein Viertel aller Exporte und lehnt einen Boykott bisher ab. Weitere Abnehmer sind Indien, Japan und Südkorea. Wie sie sich verhalten werden, ist bisher unklar. Die Türkei importiert 30 Prozent ihres Öls aus dem Iran und ist als Nicht-EU-Mitglied nicht an eventuelle Sanktionen gebunden.

Bisher habe sich Washington für die Stabilität im Nahen Osten zuständig gefühlt, sagte Birol. Künftig werde diese Region für die USA weniger Bedeutung haben als für Europa und China, erwartet Birol: "Europa wird sich an der vordersten Front der Mächte finden, die für die Sicherheit des Ölnachschubs verantwortlich sind."

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