Der russische Oligarch Oleg Deripaska ist mit 27,8 Prozent an der Strabag beteiligt - das bleibt auch so. Aber die Familien-Privatstiftung von Hans Peter Haselsteiner (hält 28,3 Prozent) hat den Syndikatsvertrag aufgekündigt.
Strabag-Gründer und Ex-Chef Hans Peter Haselsteiner hatte sich in den vergangenen Wochen bemüht, Deripaska dessen Anteile an dem heimischen Baukonzern abzukaufen - vergeblich. Deshalb zog Haselsteiner nun die Reißleine und zerschlägt das Syndikat der Strabag-Kernaktionäre.
Haselsteiner wollte Russen die Anteile abkaufen
Durch Haselsteiners Ausstieg verändert sich die Kernaktionärsstruktur der Strabag grundlegend. Der Strabag-Gründer und Ex-Chef Haselsteiner habe den Vertrag mit der russischen Rasperia Trading, die Deripaska zuzuordnen ist und die Anteile des Russen an der Strabag hält, sowie mit der UNIQA- und der Raiffeisen-Gruppe gekündigt, nachdem alle Bemühungen, den russischen Anteil an sich zu ziehen, gescheitert seien, gab die Strabag bekannt. Zu dritt hielt das Syndikat fast 86 Prozent an dem heimischen Baukonzern.
Keine Dividende für Deripaska
Hintergrund sind der Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen gegen Russland. Die Strabag, die dort kaum noch Aktivitäten betreibt, zieht sich aus dem Land zurück und will keine Dividende an den russischen Kernaktionär Deripaska auszahlen. Deripaska gilt als Vertrauter von Wladimir Putin - vom Krieg hatte er sich aber distanziert.
Bisher drei Kernaktionäre im Syndikat
Das Strabag-Syndikat, das seit 2007 bestand, ist mit der Aufkündigung durch Haselsteiner zerschlagen. Bis dato hatte die Strabag drei Kernaktionäre: Haselsteiners Privatstiftung (mit einem zuletzt gemeldeten Konzernanteil von 28,3 Prozent), die russische MKAO "Rasperia Trading Limited" von Deripaska (27,8 Prozent) sowie die Versicherung UNIQA und den Finanzkonzern Raiffeisen mit gemeinsam 29,5 Prozent. Nur 14,4 Prozent sind im Streubesitz.
Der Vertrag zwischen den drei Kernaktionären sah die Nominierung von Aufsichtsratsmitgliedern und die Koordination von Abstimmungsergebnissen auf der Hauptversammlung vor. Es gab enge Absprachen innerhalb des Syndikats und es herrschte Einstimmigkeitsprinzip. Nun kann jeder der drei großen Anteilshaber eigenständig agieren und entscheiden - ein organisatorischer Umbruch.
Deripaska bleibt 27,8-Prozent-Aktionär
"An der Eigentümerstruktur hat sich nichts geändert", betonte Konzernsprecherin Marianne Jakl am Dienstag im Gespräch mit der APA. "Als Unternehmen haben wir keine Eingriffsmöglichkeiten in die Aktionärsstruktur", stellte sie klar. Deripaska ist über die MKAO "Rasperia Trading Limited" nach wie vor Kernaktionär
„Der Vorstand begrüßt den Schritt unserer Kernaktionärin, der Haselsteiner Familien-Privatstiftung, durch die Kündigung des Syndikatsvertrags klare Verhältnisse zu schaffen", erklärt Strabag-Chef Thomas Birtel. Dies beziehe sich im Blick auf die aktuell von Großbritannien und Kanada erlassenen Sanktionen insbesondere auf die Auszahlung von Dividenden.
Strabag zieht sich aus Russland zurück
"Was das Russland-Geschäft von Strabag betrifft – das inzwischen mit 0,3 % der Konzernleistung eine untergeordnete Bedeutung hat – hat der Vorstand den Entschluss gefasst, die Aktivitäten abzuwickeln", so Birtel weiter.