Drei-Satz-Sieg über Titelverteidiger Sock - Nun gegen Zverev-Bezwinger Chatschanow.
Für Dominic Thiem läuft es in der Stadt seines bisher größten Erfolgs auch in der Halle weiter großartig. Der French-Open-Finalist hat nach einem hart erkämpften 4:6,6:4,6:4 über den plötzlich wieder erstarkten US-Titelverteidiger Jack Sock die Chance auf sein zweites großes Finale auf Pariser Boden in diesem Jahr. Dazu muss er am Samstag (ab 14.00 Uhr) den Russen Karen Chatschanow überwinden.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr nach seinem Finale in Madrid steht Thiem im Halbfinale eines Masters-1000-Turniers, erstmals in der Halle, wo er seinen bisher besten Herbst spielt. Der als Nummer 6 gesetzte Niederösterreicher besiegte Sock am Freitag nach 2:14 Stunden und war dementsprechend glücklich.
"Es war das schwächste Match von den Dreien hier", erklärte Thiem im Sky-Interview. "Ich war nervlich nicht so souverän wie die letzten zwei Tage, weil es wieder ein Meilenstein für mich war: Es ist erst mein viertes Masters-1000-Halfinale und das erste, das Indoor passiert ist. Aber es war wieder ein großartiger Kampf."
Gegen Chatschanow wird Thiem erstmals einlaufen: "Er schon die ganze letzte Zeit gut, hat Moskau gewonnen und in Wien gut gespielt und auch hier wieder." Den Russen kennt er aufgrund dessen früherer Zusammenarbeit mit Thiems Ex-Touring-Coach Galo Blanco sehr gut. "Ich habe sehr viele Trainingseinheiten mit ihm gehabt, er ist einer der besten Trainingspartner - möge der Bessere gewinnen". Chatschanow hatte zuvor nach John Isner nun auch im Viertelfinale den als Nummer vier gesetzten Deutschen Alexander Zverev ausgeschaltet.
Quali für ATP-Finals in eigener Hand
Thiem hat damit nach wie vor die Qualifikation für die ATP-Finals in London in eigener Hand. Zudem hat er den Druck auf seinen Konkurrenten Kei Nishikori maßgeblich erhöht: Dem Japaner, der Freitagabend noch gegen Roger Federer auf den Platz musste, reicht nun selbst ein Finaleinzug im Osten der Seine-Stadt nicht mehr. Der Wien-Finalist muss jetzt das Turnier gewinnen, abhängig auch vom weiteren Abschneiden Thiems.
Sock startete stark in das insgesamt vierte Duell mit Thiem. Der US-Amerikaner, dem nach einem inferioren Jahr nach Paris 1.400 seiner insgesamt nur 1.760 Punkte aus der Wertung fallen, hatte ausgerechnet in Paris-Bercy wieder zu seiner Form gefunden. Dort, wo er vor Jahresfrist überraschend den Titel geholt und sich noch im letzten Moment für die ATP Finals qualifiziert hatte. Die weiteren 400 Punkte verliert Sock vom Vorjahres-Halbfinale beim Masters. Sock zog mit einem frühen Break auf 3:0 bzw. 4:1 davon, doch Thiem erkämpfte sich dank Rebreak zum 3:4 den Ausgleich. Nach 42 Minuten musste er aber zum 4:6 neuerlich den Aufschlag abgeben.
Im zweiten Durchgang gelang dann Thiem zum 3:2 das Break, und diesen Vorteil ließ er sich bis zum Ende nicht mehr nehmen. Mit dem dritten Satzball glich er mit 6:4 nach Sätzen aus. Im entscheidenden Durchgang wirkte Thiem frischer als der ein Jahr ältere US-Amerikaner. Mit einem Break zum 3:2 stellte Thiem die Weichen zum dritten Sieg gegen den aktuell Weltranglisten-23.
Thiem steuert damit nicht nur auf sein drittes Masters-1000-Finale zu, sondern auf sein bereits sechstes in diesem Jahr: Neben Turniersiegen in Buenos Aires, Lyon und erstmals in der Halle in St. Petersburg stand er eben auch in Madrid und Roland Garros im Endspiel.
"Semifinale bei 1000er etwas Besonderes für mich"
Sehr erleichtert und erfreut wirkte Dominic Thiem nach seinem insgesamt vierten Semifinaleinzug auf Pariser Boden (zuvor dreimal in Roland Garros). "Jack hat richtig viel Druck auf mich ausgeübt", blies Thiem durch. Und die Anspannung vor dem erstmaligen Halbfinale in Paris-Bercy war auch da. "Ein Semifinale bei einem 1000er ist etwas Besonderes für mich, vor allem da in Paris."
Gegen den vielfachen Trainingspartner Chatschanow wird es eine Premiere auf der ATP-Tour. "Er ist einer der letzten Top-Spieler, gegen den ich noch nie gespielt habe. Es ist gegen alle gleich schwierig, aber er ist in sehr guter Form. Ich denke, wir freuen uns beide auf das Match."
Ob Thiem, der ja seit vielen Monaten fleißig Französisch lernt, vielleicht schon in Bercy in der Landessprache zum Publikum spricht? Noch nicht. "Ich will nicht arrogant sein: Djokovic spricht ganz gut, aber das kann ich mindestens genauso gut. Aber mir fehlt noch ein bisserl der Mut, das auch vor einer Kamera zu sagen."
Zu den Spekulationen um die voraussichtliche Absage von Juan Martin Del Potro bzw. seinem noch nicht offiziellen Platz beim Masters in London, blieb Thiem locker. "Nach London fahre ich sowieso, vielleicht als 'alternate' (Ersatz, Anm.) nur", sagte er lachend. "Aber es wäre natürlich sehr schön, wieder zum dritten Mal in Folge dabei zu sein. Ich werde sehr froh sein, wenn es dann offiziell feststeht."