Bei der Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats am Donnerstag (30. Juli) rückt eine mögliche Kapitalerhöhung für den finanziell angeschlagenen Autozulieferer immer mehr in den Mittelpunkt. Vorstandschef Karl-Thomas Neumann will vom Kontrollgremium grünes Licht für eine Kapitalerhöhung zwischen 1 und 1,5 Mrd. Euro erhalten, um dem Konzern Luft zu verschaffen. Großaktionär Schaeffler aber steht einem solchen Schritt skeptisch gegenüber. Eine Kampfabstimmung gilt als möglich.
Sogar ein Rücktritt von Neumann gilt als nicht ausgeschlossen, falls ihm der Aufsichtsrat komplett die Rückendeckung versagt. Dies wird aber für sehr unwahrscheinlich gehalten.
"Ich hoffe, dass wir morgen einen Schritt nach vorne machen", sagte ein Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Sitzung sei für Conti "sehr wichtig", positive Signale seien dringend notwendig. Andernfalls gebe es die Gefahr, dass die Conti Schaden nehme. Eine Kapitalerhöhung brächte eine Menge Vorteile.
Wie das "Handelsblatt" berichtete, mahnte Neumann die Aufsichtsräte in einem Brief, jeder Einzelne sei bei der Abstimmung allein dem Wohl des Unternehmens verpflichtet. Ein Conti-Sprecher wollte dazu keine Stellung nehmen.
Fusion von Conti und Schaeffler vorerst vom Tisch
Continental und Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der beiden hoch verschuldeten Konzerne. Eine mögliche Fusion oder Übernahme von Schaeffler durch Conti aber scheint wegen vieler offener Fragen vorerst vom Tisch zu sein. Dies bedeutet, dass beide Konzerne zunächst eigenständig bleiben.
In diesem Fall sieht die Conti-Führung eine Kapitalerhöhung aber als dringend notwendig an. Im August wird ein Kredit von 800 Mio. Euro fällig, im August 2010 ein Kredit von 3,5 Mrd. Euro. Conti steht wegen des milliardenschweren Kaufs der früheren Siemens-Tochter VDO mit rund elf Mrd. Euro in der Kreide.
Großaktionär Schaeffler hat vier Vertreter im Conti-Aufsichtsrat, darunter Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Geschäftsführer Jürgen Geißinger. Dazu kommt Schaeffler-Berater Rolf Koerfer als Aufsichtsratschef. Es wird erwartet, dass sie gegen eine Kapitalerhöhung stimmen. In Aufsichtsratskreisen wird jedoch darauf verwiesen, dass die Schaeffler-Vertreter einer Kapitalerhöhung eigentlich zustimmen müssten - denn Aufsichtsräte müssten laut Aktienrecht die Interessen des Unternehmens im Blick haben.
Arbeitnehmervertreter für Kapitalerhöhung
Als sicher gilt, dass die zehn Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat einer Kapitalerhöhung zustimmen. Unklar ist, wie sich die anderen Vertreter der Kapitalseite verhalten. Es gilt aber als möglich, dass Schaeffler eine Kampfabstimmung im Aufsichtsrat verlieren könnte.
Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Schaeffler war aber wegen des Erwerbs der Mehrheit an Conti in eine finanzielle Schieflage geraten.
Unterdessen berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmenskreise, die Continental-Spitze fühle sich von Schaeffler zum Verkauf von Konzernteilen gedrängt. Konkret gehe es offenbar um die Sparte Interior, die etwa Displays, Tachos, Steuerungen für Klimaanlagen sowie Radios und Navigationssysteme herstellt.