US-Notenbank lässt Leitzins zwischen 0 und 0,25 %

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Die US-Notenbank bleibt ihrem Nullzinskurs trotz zunehmender Anzeichen für ein Wiedererstarken der weltgrößten Volkswirtschaft auch nach fast eineinhalb Jahren treu.

Der Leitzins werde noch "für einen ausgedehnten Zeitraum extrem niedrig bleiben", teilte die Fed nach einer regulären Sitzung des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses in Washington mit. Experten hatten dies erwartet. Zum 3. Mal in Folge stimmte der Chef der regionalen Fed von Kansas-City, Thomas Hoenig, dagegen - es stand also 9:1. Er argumentiert, die Zentralbank beraube sich durch ihre lange Vorfestlegung selbst der nötigen Flexibilität, bei Bedarf schnell vom Gas- aufs Bremspedal zu wechseln und die Zinszügel anzuziehen.

Allerdings gibt es für einen schnellen Kurswechsel nach Meinung der überwiegenden Mehrheit der Ausschuss-Mitglieder noch nicht genügend Gründe. Zwar habe die Wirtschaft weiter zugelegt und auch die Lage am Arbeitsmarkt bessere sich zusehends, hieß es im Begleitkommentar der Fed zum Zinsbeschluss. Der private Konsum werde aber trotz Erholungszeichen weiter von der hohen Arbeitslosigkeit und Krediteinschränkungen seitens der Banken gedrückt. Der Konsum ist in den USA die wichtigste Stütze der Konjunktur. Er war im Zuge der schwersten Rezession seit Jahrzehnten in den vergangenen beiden Jahren deutlich gesunken.

Analysten zeigten sich von der Lagebeurteilung der Fed wenig überrascht. Nur bei der Einschätzung des Arbeitsmarktes habe die Notenbank etwas optimistischere Töne angeschlagen. Die Fed ersetzte die Formulierung die Lage am Jobmarkt habe sich "stabilisiert" durch die Floskel "hat begonnen sich zu verbessern". Die Arbeitslosenquote in den USA liegt mit 9,7 % aber nach wie vor ungewöhnlich hoch. Dennoch hat die US-Notenbank historisch betrachtet zumeist erst dann ihren Leitzins nach Krisen oder Rezessionen wieder erhöht, wenn sich der Arbeitsmarkt deutlich gedreht hatte.

Die Fed hatte in der Krise den Leitzins auf einen Korridor zwischen 0 und 0,25 % gekappt. So niedrig lag die so genannte Fed Funds Target Rate - der von der Fed angepeilte Zielsatz für Tagesgeld - noch nie. Experten gehen nun davon aus, dass Fed-Chef Ben Bernanke bei der nächsten Zinsentscheidung Ende Juni damit beginnen könnte, Finanzmärkte und Öffentlichkeit langsam auf eine kommende Zinswende im Herbst oder sogar erst um den Jahreswechsel vorzubereiten. Dabei dürfte zunächst die Formulierung "für einen längeren Zeitraum" als Beschreibung für die mutmaßliche Dauer des Nullzinskurses aus dem Wortschatz der Fed getilgt werden.

Zur Lage im von der um sich greifenden Schuldenkrise gebeutelten Europa fand sich im Statement der Fed zwar kein Wort. Ökonomen gehen aber davon aus, dass die US-Notenbanker nicht durch zu schnelle Zinserhöhungen die Lage an den Geldmärkten verkomplizieren wollen und deshalb das Lager der Anhänger eines baldigen Kurswechsels unter der Führung des Opponenten Hoenig sich derzeit noch zurück hält.

Am Mittwoch hatten sich erste Anzeichen für neu aufkommenden Stress an den Interbankenmärkten gezeigt. Ausgelöst von den Turbulenzen rund um Griechenland und andere Problemländer der Euro-Zone könnte so der Zugang mancher Banken zu Liquidität schwierig werden könnte. Mit solchen Stresssymptomen hatte die Finanzkrise im Sommer 2007 begonnen und die Fed sowie die EZB zum Eingreifen gezwungen.

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