Verlergerkritik

Verleger Russ sieht Schmarotzertum bei Google

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Die Tonart zwischen Medienhäusern und dem Internetgiganten verschärft sich: Verleger Eugen Russ wirft der Suchmaschine "Schmarotzertum" vor, wie er bei einer Podiumsdiskussion des "Horizont"-Verlages mit dem Österreich-Chef von Google, Karl Pall, sagte.

Konkret wirft Russ dem Konzern vor, sich auf der Suchseite der Inhalte von Medien zu bedienen und dazu Werbung zu schalten. Pall konterte wiederum, dass bei Google News keine Werbung geschaltet werde.

Das Problem für die Medienhäuser mit Google besteht laut dem Vorarlberger Verleger vor allem darin, dass die Suchmaschine in ihren Trefferlisten immer mehr Content einblende. So würden etwa bei Suchbegriffen auch auf der Startseite immer mehr Treffer von Nachrichtenportalen oder anderen redaktionell betreuten Diensten eingeblendet. "80 % der User klicken danach nicht weiter", womit den Content-Herstellern die Kunden entgehen, so Russ.

Auf der anderen Seite verdiene Google mit den neben den Suchertreffern eingeblendeten Werbungen. Auf Österreich umgelegt stellte er folgende Rechnung an: Rund 100 Millionen Euro netto seien im heimischen Werbemarkt zu verdienen. Die Hälfte davon entfalle auf Google und das bei null Produktionskosten. Nach dem Personalstand von Google in Österreich und dem Werbeerlös, wäre der ORF mit 40 Mitarbeitern zu führen, so Russ. Mittlerweile sei Google bereits als weltgrößtes Medienunternehmen zu betrachten, wobei die Firma aber "null Journalisten" beschäftige.

Pall betonte, dass man die Österreich-Zahlen nicht aus dem Gesamtergebnis herausbreche. "Dass im Pressebereich ein Greislersterben" um sich greife, könne man jedenfalls nicht Google anlasten. Außerdem bringe die Suchmaschine auch Aufmerksamkeit für die gelisteten Nachrichtenseiten. "Wir sind sozusagen die Badner Bahn zur Shopping City", argumentierte er.

Im Übrigen sei Google Partner der Medien, sagte er. Er verwies auf "AdSense", einem von Google betriebenen Werbedienst, der auf fremden Portalen genutzt werden kann. Damit werden maßgeschneiderte Anzeigen an die Kunden angeboten. Im Vorjahr habe Google international 5 Mrd. Dollar "an unsere Partner ausgeschüttet". Das sei mehr, als der Konzerngewinn betragen habe.

Ein Lösungsansatz für Russ ist das von den Verlegern geforderte Leistungsschutzrecht an journalistischen Inhalten. Während etwa ein Musikstück bei einer Weiterverwendung auf YouTube auch der Plattenfirma verrechnet werden muss, ist das bei journalistischem Content nicht möglich. Damit haben die Verleger etwa bei der Verbreitung von Nachrichten auf Angeboten wie Google News keinen Anspruch auf ein Entgelt.

Auf der anderen Seite sind die Verleger angewiesen auf die Listung in der Suchmaschine. Man sei also Partner und Konkurrent zugleich, räumte Russ ein.

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