Nach Milliardenverlust im ersten Quartal sollen Kosten deutlich gesenkt werden.
Die von der Coronakrise hart getroffene AUA-Mutter Lufthansa bereitet ihre Mitarbeiter trotz geplanter staatlicher Rettung auf harte Einschnitte vor. "Angesichts der absehbar nur sehr langsam verlaufenden Erholung der Nachfrage müssen wir nun mit tiefgreifenden Restrukturierungen gegensteuern", sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal am Mittwoch in Frankfurt.
Das Management will die Stückkosten im Vergleich zum Vorkrisenniveau "deutlich" senken. Genauere Angaben zu einem möglichen Stellenabbau machte die Lufthansa zunächst nicht. Im Zusammenhang mit einer bereits angekündigten Verkleinerung der Flotte hatte Spohr zuletzt von einem rechnerischen Überhang von 10.000 Mitarbeitern gesprochen.
Staatliche Hilfe
Die Coronapandemie mit den folgenden Reisebeschränkungen hatte die Geschäfte der Lufthansa mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Der Konzern benötigt daher staatliche Hilfe. Im Gegenzug für ein rund neun Mrd. Euro schweres Rettungspaket einschließlich Beteiligung des deutschen Bundes an dem Unternehmen muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben. Die Aktionäre müssen dem Plan auf einer Hauptversammlung noch zustimmen.
"Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sichern die Solvenz des Unternehmens, bis es aus eigener Kraft wieder ausreichend Mittel erwirtschaften kann", erklärte die Lufthansa. Ende März beliefen sich die flüssigen Mittel den Angaben zufolge auf 4,25 Mrd. Euro. Jeden Monat flössen weiterhin etwa 800 Mio. Euro ab, obwohl der Konzern seine Fixkosten um ein Drittel gesenkt habe. Wie viel Geld die Lufthansa derzeit genau zur Verfügung hat, blieb zunächst offen.
Um Kredite und Zinsen zügig zurückzahlen zu können, werde das Unternehmen seinen freien Barmittelzufluss im Vergleich zur Zeit vor der Krise deutlich steigern müssen, sagte Vorstandsmitglied Thorsten Dirks. Lufthansa verhandelt weiterhin mit den Flugzeugherstellern Boeing und Airbus darüber, bereits bestellte Flugzeuge später abzunehmen als vereinbart. Außerdem prüft das Management mittelfristig die Veräußerung einzelner Geschäftsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören.
Anziehende Nachfrage
Das Unternehmen erwartet nur eine schrittweise anziehende Nachfrage nach Flugreisen. Während zuletzt fast 700 der 763 Flugzeuge des Konzerns am Boden standen, dürften auch im kommenden Jahr noch 300 und im Jahr 2022 noch 200 Maschinen nicht fliegen, schätzt das Management. Für 2023 erwartet der Vorstand weiterhin eine um 100 Flugzeuge verkleinerte Flotte.
Im ersten Quartal brockte die Coronakrise dem Konzern einen Milliardenverlust ein. Unter dem Strich stand ein Minus von 2,1 Mrd. Euro nach einem saisontypischen Minus von 342 Millionen ein Jahr zuvor. Eine Prognose für das Gesamtjahr traut sich der Vorstand weiterhin nicht zu, erwartet aber unverändert einen signifikanten Rückgang des operativen Ergebnisses.
Der Konzern will ab Mitte Juni seine Flugpläne auf rund 2.000 wöchentliche Verbindungen zu mehr als 130 Zielen weltweit ausweiten. Im September sollen bis zu 40 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazität wieder angeboten werden. Die Zahl der Destinationen soll auf 70 Prozent des ursprünglichen Plans bei den Langstrecken und 90 Prozent auf der Kurzstrecke steigen.