Heidelberger Druck schöpft Hoffnung

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Nach langer Durststrecke sieht der deutsche Maschinenbauer Heidelberger Druck erste Anzeichen für ein Ende der Talfahrt. "Wir stellen fest, dass mittlerweile eine Bodenbildung beim Auftragseingang eingesetzt hat", sagte Vorstandschef Bernhard Schreier in einem am 22. Juli vor der Hauptversammlung veröffentlichten Interview. Vor allem der Bestelleingang aus China und Asien stimme "optimistisch".

Heidelberger Druck hat ein rabenschwarzes Jahr hinter sich, die Dividende gestrichen und sich mit Staatsbürgschaften vor der Insolvenz gerettet. Die Aktionäre will der jüngst einstimmig vom Aufsichtsrat für weitere drei Jahre im Amt bestätigte Vorstandschef um einen Vorratsbeschluss zur Aufbesserung des Kapitals bitten. "Ich bin erleichtert, dass wir Staatshilfe bekommen haben", gestand Schreier. "Damit ist unsere Finanzierung für die kommenden drei Jahre gesichert." Nun sollen Eigenkapital und Fremdkapital in die Waage gebracht werden - "möglichst im Aufschwung", wie Schreier sagte. Die derzeitige Absatzkrise könne jedoch länger dauern als die üblichen drei Jahre, da der Finanzmarkt erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden sei.

Die Talfahrt des verlustreichen Konzerns begann mit dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts Anfang 2008. Seitdem zögern Druckereien mit Aufträgen für neue Maschinen, da sie weniger Aufträge aus Industrie, Handel und Werbung bekommen. Die Banken sind knauserig. Kerngeschäft von HeidelDruck sind Bogendruckmaschinen für Verpackungen und Bücher. "Natürlich wäre es im Augenblick wünschenswert, wenn unser Geschäft mit Verbrauchsmaterialien wie Farben bereits einen größeren Anteil am Gesamtumsatz ausmachen würde", sagte Schreier. "Wir hätten mutiger investieren können. Nun ist das Umfeld für Investitionen schwieriger: Es gibt jetzt zwar mehr Gelegenheiten für Zukäufe, aber weniger Geld zum Ausgeben."

Mehr Service

Wegen der Staatsbürgschaften sind HeidelDruck ohnehin die Hände gebunden. "Die Bürgschaften, die wir erhalten haben, sind mit der Auflage verbunden, dass wir frisches Kapital und erwirtschafteten Free Cashflow auch zur Schuldentilgung verwenden", erläuterte Schreier. "Damit sind Akquisitionen größeren Ausmaßes erschwert."

Um unabhängiger von den Branchenzyklen zu werden, baut HeidelDruck das Servicegeschäft aus, verkauft den Druckereien Farben und Drucktücher und will verstärkt Aufträge für Gießerei-Produkte von Dritten annehmen. "Dadurch darf man aber keine Umsatzsprünge erwarten", betonte Schreier. "Wir sind keine Industrie, in der im mehrjährigen Schnitt zweistellige Wachstumsraten an der Tagesordnung sind. Das weiß jeder, der in Heidelberger Druck investiert", sagte er mit Blick auf den eingebrochenen Aktienkurs. "Wir sind zuversichtlich, dass der Druckmarkt, wie er sich heute und künftig präsentiert, die Produkte nachfragt, die wir herstellen."

Die Fühler streckt Schreier dennoch aus. "Der Digitaldruck ist ein interessantes Geschäftsfeld, aber für uns nicht als Hersteller oder Konstrukteur." Über Kooperationsmöglichkeiten liefen Gespräche. Solche Partnerschaften zum Beispiel im Vertrieb verlangten jedoch "eine Anschubfinanzierung, die derzeit schwierig zu leisten ist." Auch mit den deutschen Konkurrenten Koenig & Bauer und Manroland - ebenfalls von der Krise gebeutelt - sucht HeidelDruck den Schulterschluss: "Es würde nicht schaden, wenn wir mit anderen Druckmaschinenbauern gemeinsam Gussteile oder Elektronik herstellen würden." Ein gemeinsamer Einkauf mit den Wettbewerbern würde "für uns dagegen nicht viel Sinn machen", sagte Schreier. Als Marktführer will HeidelDruck allein von seiner Einkaufsmacht profitieren.

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