Italien plant Beteiligung an AKW Krsko

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Italien will Slowenien beim Bau eines zweiten Reaktorblocks im Atomkraftwerk Krsko unter die Arme greifen. Rom könnte sich über den staatlichen Energiekonzern Enel oder die regionale Finanzierungsgesellschaft Friulia an dem Bauprojekt beteiligen, sagte der Präsident der norditalienischen Region Friaul-Julisch-Venetien, Renzo Tondo, dem Laibacher Wochenmagazin "Reporter". Im Gegenzug für den slowenischen Atomstrom würde Italien Erdgas liefern, schlug Tondo vor.

Ein hochrangiger slowenischer Regierungsvertreter bestätigte der Tageszeitung "Delo", dass das AKW-Projekt nur mit ausländischer Hilfe realisiert werden kann. Der milliardenschwere Reaktorbau übersteige nämlich die finanziellen Möglichkeiten Sloweniens, sagte der Energieexperte des slowenischen Wirtschaftsministeriums, Janez Kopac. Allerdings sei die Entscheidung zum Bau des zweiten Reaktorblocks noch nicht gefallen, verwies Kopac auf die dafür erforderliche Anpassung des staatlichen Energieprogramms. Über die Finanzierung des Projekts werde somit frühestens im Jahr 2013 oder 2014 beraten werden. Jedenfalls wolle Slowenien den Mehrheitsanteil in dem Projekt behalten, betonte der Ex-Umweltminister.

Die Mitte-Links-Regierung setzt grundsätzlich auf Effizienzsteigerungen und einen Ausbau erneuerbarer Energieträger, um den steigenden Strombedarf des Landes zu decken. Sollte das nicht reichen, werde der Bau eines zweiten Reaktorblocks in Krsko ins Auge gefasst. Ministerpräsident Borut Pahor hat sich zudem für eine Volksabstimmung über einen etwaigen AKW-Bau ausgesprochen.

Lage in Erdbebengebiet

Das Anfang der 1980er Jahre im damaligen Jugoslawien in Betrieb genommene Atomkraftwerk Krsko, das je zur Hälfte Slowenien und Kroatien gehört, wird von Atomgegnern vor allem deswegen kritisiert, weil es in einem Erdbebengebiet liegt. Im Vorjahr sorgte das AKW für Aufsehen, als die EU-Kommission wegen eines Missverständnisses nach der Meldung eines kleineren Zwischenfalls durch die slowenischen Behörden einen europaweiten Atomalarm auslöste.

In Italien gilt seit einer Volksabstimmung im Jahr 1987 ein AKW-Moratorium. Dies hindert den staatlichen Stromkonzern Enel aber nicht daran, bei AKW-Bauprojekten im nahen Ausland besondere Umtriebigkeit an den Tag zu legen. So hat Enel etwa die Federführung beim Ausbau des umstrittenen slowakischen AKW Mochovce und will auch im albanisch-montenegrinischen Grenzgebiet ein AKW errichten.

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