Metaller starten die Herbstlohnrunde

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Am Freitag übergibt die Gewerkschaft für rund 170.000 Beschäftigte der Metallindustrie ihr Forderungspaket, verhandelt wird am 9. und 16.10.

Überschattet wird die KV-Runde durch die Wirtschaftskrise. Die Verhandler erwarten heuer besonders schwierige Gespräche, denn die Produktion ist geschrumpft, und die Inflation ist so niedrig wie schon lange nicht. Einfluss auf die Verhandlungstaktik könnte auch der Wahlausgang im Industrie-Bundesland Oberösterreich am kommenden Sonntag haben, hieß es aus Verhandlerkreisen.

Eine Null-Lohnrunde werde es aber auch heuer nicht geben, haben die beiden Arbeitnehmer-Verhandler Metaller-Chef Rainer Wimmer und Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) bereits im Vorfeld betont. Sie wollen einen realen Zuwachs, da die Konjunktur derzeit ausschließlich vom privaten Konsum getragen werde und dieser müsse aufrecht bleiben. Basis für die Verhandlungen ist die durchschnittliche Jahresinflation von September 2008 bis September 2009 von rund 1,5 Prozent.

Die Gewerkschaft appelliert an die Unternehmer-Solidarität. Denn die Firmen hätten bis zum Schlussquartal 2008 gut verdient und sollten das jetzt auch berücksichtigen. Gefragt sei heuer jedenfalls Kreativität und "zusätzliche Fantasie", so Wimmer im Vorfeld.

Verluste bei Nulllohnrunde

Was eine Null-Lohnrunde für die Arbeitnehmer bedeuten würde, zeigt die Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung (g.mtn) auf ihrer Homepage mit dem "Nulllohnrunden-Rechner". Wenn ein Metallarbeiter mit einem Monatsmindestlohn von 1.230 Euro nur einmal auf 2 % verzichtet, verliert er innerhalb von zehn Jahren 3.771 Euro. Bei einem Bruttolohn/gehalt von 3.000 Euro monatlich sind das in 10 Jahren bereits 9.198 Euro.

Individuelle Abschlüsse fordert Arbeitgeber-Vertreter Leitz-Geschäftsführer Hermann Haslauer, der heuer zum letzten Mal verhandelt. Man stehe heuer erstmals vor der Situation, dass die Unternehmen genau wissen, dass sie im kommenden Jahr nichts und damit auch nicht den Lohn- und Gehaltsabschluss verdienen werden. Ihm zur Seite steht wie in den vergangenen Jahren der Sektionsobmann Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg Christoph Hinteregger.

Mehr Flexibilität und Fixbeträge schlagen heuer auch die Wirtschaftsforscher vor. Kreativität haben die Sozialpartner schon im Frühjahr beim Abschluss in der Elektro- und Elektronikindustrie mit einer Konjunkturklausel bewiesen. Dabei wurden die Löhne und Gehälter um 2,2 % per 1. Mai angehoben. Unternehmen, die im ersten Quartal 2009 im Jahresvergleich aber einen Umsatzrückgang von mindestens 15 Prozent verzeichneten, konnten auf betrieblicher Ebene eine Senkung der Ist-Erhöhung auf 1,4 % vereinbaren. 2010 werden die Ist- und KV-Löhne und -Gehälter dann per 1. Mai um 1,1 % plus die durchschnittliche Inflationsrate angehoben.

Flexible Lösungen gefragt

Flexibilität haben die Metaller auch schon im Vorjahr gezeigt. Nach vier Verhandlungsrunden einigten sich die Verhandler auf eine Erhöhung um 4,2 bis 4,5 % bei einer Inflation von 3,5 Prozent. Der Lohnanstieg ergibt sich aus einer Erhöhung der Mindest- und Ist-Löhne um 3,8 bis 3,9 % plus eine Einmalzahlung von 100 bis 250 Euro. Die 3,9 % bekamen die unteren Einkommensschichten bis zu einem Bruttolohn von rund 1.500. Die Einmalzahlung richtet sich nach dem Betriebsergebnis (EBIT). Bei einer Ebit-Marge von 4 Prozent waren 100 Euro, bei 8 % 150 Euro und darüber 250 Euro vorgesehen.

Der Metaller-Abschluss hat traditionell Signalwirkung auf alle folgen Branchen. Auch das könnte heuer anders sein. Denn der Handel mit rund 500.000 Beschäftigten, der immer unter dem Metaller-Ergebnis abgeschlossen hat, steht heuer deutlich besser da als die Industrie. Ein höherer Abschluss, sei daher "nicht verboten", so Proyer im Vorfeld.

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