Der polnische Präsident Lech Kaczynski hat bei einem Besuch seines ukrainischen Amtskollegen Viktor Juschtschenko in Warschau am 7.9. zu verstehen gegeben, dass er die "strategische Partnerschaft" mit der Ukraine als ein Gegengewicht zu einer angeblich gefährlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland sieht.
Kaczynski bekräftigte dementsprechend seine Unterstützung für einen Beitritt der Ukraine zur EU und zur NATO. Der Staatspräsident spielte auf die Rede des russischen Premiers Wladimir Putin am 1. September in Gdansk (Danzig) anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkriegs an, in der "Worte über die Beziehung von zwei Staaten fielen, die Grundlage eines großen oder auch neuen Europas werden soll", sagte Kaczynski kritisch.
Diese Rede habe die Vision eines "Europas der Dominanz" vorgestellt, die Verständigung zwischen Polen und der Ukraine diene dagegen einem "Europa der Kooperation", so Kaczynski. "Wenn das partnerschaftliche Europa siegt, dann wird das unser Verdienst sein", erklärte er weiter. Sein Land führe mit der Ukraine Gespräche, die zu einer "letztendlichen Versöhnung" der beiden Nationen führen würden.
"Gegenseitiges Vergeben"
Juschtschenko äußerte sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz vorsichtiger. Die Geschichtsbetrachtung solle "dem heutigen und dem morgigen Tag dienen", so das ukrainische Staatsoberhaupt. Es müsse dabei auch zu einem "gegenseitigen Vergeben" kommen, sagte Juschtschenko.
Die beiden Präsidenten unterschrieben eine Erklärung zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen, die sich auf eine Zusammenarbeit in Politik, Wirtschaft, Sicherheit und bei der Aufarbeitung der Geschichte bezieht. Im weiteren Verlauf seines Besuches will Juschtschenko auch den polnischen Premier Donald Tusk treffen. Am Dienstag wird Juschtschenko im ostpolnischen Przemysl Vertreter der ukrainischen Minderheit besuchen.
Gerade im rechtskonservativen Lager in Polen, zu dem Lech Kaczynski gehört, mehrte sich in den vergangenen Monaten die Kritik an der Ukraine und insbesondere an Präsident Viktor Juschtschenko. Polnische Vertriebenenverbände werfen diesem vor, er nehme eine zu positive Haltung zur ukrainischen Aufstands-Armee UPA ein, die während des Zweiten Weltkriegs für den Tod von zigtausenden polnischen Zivilisten verantwortlich war. Die Standpunkte polnischer und ukrainischer Historiker über die damaligen Ereignisse liegen weit auseinander.