Siemens richtet sich auf Einschnitte in seinem Industriegeschäft ein. Die Absatzmärkte in diesem Bereich würden so schnell nicht auf das Niveau von 2008 zurückkehren, prognostizierte Finanzchef Joe Kaeser in einer Analystenpräsentation. Siemens habe bereits auf den abrupten Umsatzeinbruch vor allem in den Sparten Industrieautomatisierung und Antriebstechnik sowie bei der Lichttechniktochter Osram reagiert.
Konzernweit streicht Siemens bis Ende September 1.600 Stellen, bisher vor allem in den ausländischen Industriesparten. Allerdings drohen weitere Kürzungen. "Die Kostenstrukturen müssen dem mittelfristigen Marktniveau angepasst werden", hieß es in den Unterlagen.
In der Industrieautomatisierung gebe es zwar erste Zeichen für ein Ende des Abschwungs, allerdings keine Hinweise auf eine Erholung. Die Antriebstechnik habe das Schlimmste noch nicht hinter sich. Der Markt für den Leuchtmittelhersteller Osram bleibe schwierig. Auch die Umsätze mit Gebäudetechnik bröckelten, das Geschäft mit Stahlwerksausrüstung werde immer schwieriger, hieß es in der Präsentation.
Probleme in der Energietechnik
Auch in der Energietechnik hat der Konzern mit wachsenden Problemen zu kämpfen. Die Aufträge für den konventionellen Kraftwerksbau gingen zurück. Auch der Markt für Stromübertragungs- und Verteilungstechnik beginne zu schwächeln. Hinzu komme Preisdruck im Geschäft mit großen Umspannwerken. Lediglich die Medizintechnik sei abgesehen von einem schwachen US-Markt weitgehend sorgenfrei.
Dafür bereiten Kaeser die Randbereiche des Konzerns wieder zunehmend Kopfschmerzen. Die Ergebnisse der strategischen Beteiligungen, darunter die Anteile an den Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks und Bosch Siemens Hausgeräte, würden in den kommenden Quartalen schwanken. Die Aufräumaktion in den verlustträchtigen sonstigen operativen Aktivitäten, zu denen Siemens ursprünglich 187 Kleinsparten zählte, werde weitere Rückstellungen erfordern. Kaeser will die randständigen Geschäftsfelder bis Ende September weitgehend verkauft, in die Großsektoren eingegliedert oder geschlossen haben. Lediglich die Zukunft eines kleinen Teils dieses Geschäfts sei noch offen.
Trotz aller Sorgen um das laufende Geschäft hielt Siemens an seiner im Frühjahr gesenkten Prognose für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September fest. Sein Haus sei auf dem besten Weg, in seinen drei Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik einen operativen Gewinn von mindestens 6,6 Mrd. Euro zu erreichen, bekräftigte Kaeser.