Der Wiener Rentenmarkt hat sich am Mittwochnachmittag deutlich fester präsentiert. Mit Ausnahme der zweijährigen Bundesanleihe, welche unverändert blieb, fielen für alle Bundesanleihen die Renditen. Besonders stark fielen die Renditen für die zehnjährige Bundesanleihe.
Berichte über die ansteigende Zahl russischer Truppen an der ukrainischen Grenze brachten weiterhin Unsicherheit auf die Märkte. Zudem reagierten Anleger empfindlich, dass sich die Konjunkturerholung in der Eurozone verlangsamen könnte. Das vom Ifo-Institut berechnete Barometer sank im dritten Quartal auf 118,9 Punkte. Noch im zweiten Quartal hatte es mit 123 Punkten den höchsten Stand seit Ende 2007 markiert. Außerdem rutschte Italien zum zweiten Mal in drei Jahren erneut in die Rezession. Anleger dürften demnach heute den Aktienmärkten risikoavers gegenübergetreten sein.
Im Gegensatz dazu konnte die USA ihr Handelsdefizit verringern. Es war im Juni so niedrig ausgefallen wie seit Jänner nicht mehr. Dank dem Förderboom von Schiefer-Gas und -Öl hat sich in den USA die Abhängigkeit von Energie-Importen verringert.
Neue Impulse könnten von der morgigen EZB-Sitzung erwartet werden, in der über den Leitzins entschieden wird. Heute hatte der EZB-Chef Mario Draghi mit dem künftigen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker über die Lage der europäischen Wirtschaft gesprochen. Es sei zu einem "konstruktiven Meinungsaustausch" gekommen, sagte ein EZB-Sprecher.
Experten rechnen nicht mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Die Preise in der Eurozone steigen kaum noch: Mit nur noch 0,4 Prozent ist die Teuerung so niedrig wie seit Oktober 2009 nicht mehr. Die EZB ist damit weit von ihrem Ziel einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent entfernt. Sie will auf jeden Fall verhindern, dass es zu einer gefährlichen Deflationsspirale aus fallenden Preisen und sinkenden Löhnen kommt. Um den stockenden Kreditfluss an die Wirtschaft in Gang zu bringen, will Draghi in den kommenden zwei Jahren zudem bis zu eine Billion Euro in das Finanzsystem schleusen.