Bis 2012

Wifo: Noch kein Inflationsdruck absehbar

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Die Wirtschaftsforscher des Wifo erwarten für die beiden kommenden Jahre noch keinen stärkeren Preisauftrieb. Die globale Wirtschaft werde sich als Folge der schwersten Rezession seit der "Großen Depression" erst allmählich wieder erholen, die Produktionskapazitäten noch deutlich unterausgelastet bleiben. Weder von der Nachfrage- noch von der Lohnentwicklung geht ein Inflationsdruck aus.

Mittelfristig dürfte sich allerdings ein stärkerer Preisauftrieb durch das Anziehen der Nachfrage nach Agrar- und Energierohstoffen - insbesondere nach Mineralöl - bei gleichzeitiger Stagnation oder lediglich verhaltener Zunahme des Angebotes ergeben. Erhöht werde die Gefahr einer "hohen bis sehr hohen" Inflation zudem durch die massive Ausweitung der Staatsverschuldungen und expansive Geldpolitik der Notenbanken.

Um mittel- und langfristig eine nachhaltige Beschleunigung der Inflation zu verhindern, ist laut Wifo eine glaubwürdige und stabilitätsorientierte Wirtschafts- und Fiskalpolitik notwendig. Die Zentralbanken müssten die Geldbestände mit dem Abklingen der Krise rasch genug verringern und die Regierungen glaubwürdige Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen vorlegen, damit die langfristigen Inflationserwartungen auf niedrigem Niveau verankert werden können.

Self fulfilling prophecies vermeiden!

Die Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure spielen bei der gesamtwirtschaftlichen Preisbildung eine wichtige Rolle, betont das Wifo. Es liege jetzt nicht zuletzt in den Händen der Geld- und Fiskalpolitik, dafür zu sorgen, dass diese Erwartungen niedrig bleiben und damit die Gefahr einer "self fullfilling prophecy" verhindert werde.

Zu den befürchteten deflationäre Entwicklungen ist es laut Wifo 2009 nicht gekommen. Gemessen an der Kerninflationsrate sei weder für die USA noch für den Euroraum eine Deflation festzustellen. Für beide Währungsräume dürfte die Kerninflationsrate 2009 rund 1,5 bzw. 1,75 % betragen. Der starke Rückgang gegenüber dem Vorjahr sei in erster Linie auf den Verfall der Preise von Mineralölprodukten zurückzuführen.

Staatsverschuldung darf nicht monetisiert werden

Die Staatsverschuldung dürfte laut Wifo in den USA von 2008 bis 2011 um 35 % und im Euroraum um 19 % des BIP steigen. Gleichzeitig mit der in der zweiten Jahreshälfte 2008 in den USA um 100 % und im Euroraum um 13 % ausgeweiteten Geldbasis der Zentralbanken warnen die Wirtschaftsforscher vor der Gefahr einer mittel- bis langfristig "hohen bis sehr hohen" Inflation.
Diese Tendenz könnte verhindert werden, wenn die rezessionsbedingte Ausweitung der Staatsverschuldung nicht monetisiert wird, sondern eine glaubwürdige Fiskalpolitik die Ein- und Ausgabenseite des Staatshaushalts konsolidiert.

"Den Institutionen der Geldpolitik obliegt es, die im Zuge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise massiv zugeführte Liquidität dem Finanzsystem rechtzeitig zu entziehen, sobald der Interbankengeldmarkt wieder zu funktionieren beginnt", so die Wirtschaftsforscher. Dadurch könne verhindert werden, dass der kurzfristige Anstieg der Geldbasis über den Geldschöpfungsprozess der Geschäftsbanken in einem langfristigen deutlichen Anstieg des Geldangebotes mündet, der langfristig auch einen monetären Inflationsdruck auslösen könnte.

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