Coronavirus

Corona-Alarm: Infizierte immer jünger

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Fast jede 3. Corona-Neuinfektion betrifft Kinder und Jugendliche. Und die Fünf-bis 14-JÄhrigen weisen auch die höchste 7-Tage-Inzidenz aller Altersgruppen auf.  

 Knapp 30 Prozent der derzeit in einer Woche über 20.000 Neuinfizierten sind unter 25 Jahre alt.

Anstieg. Bislang gingen Wissenschafter davon aus, dass Kinder weder stark an der Verbreitung des Coronavirus beteiligt noch besonders davon betroffen wären. Das hat sich mittlerweile geändert. Durch die britische Mutante B.1.1.7 wird das Virus immer häufiger von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen übertragen. Zudem beobachten Mediziner immer häufiger die Folgeerkrankung PIMS. Ein neuartiges Syndrom, das Kinder befallen kann, die bereits eine Covid-Infektion durchgemacht haben (siehe Kasten).

Hohe 7-Tage-Inzidenz. Kinder und Jugendliche weisen zudem immer höhere 7-Tage-Inzidenzen bei den jeweiligen Altersgruppen auf. So lag der Wert etwa in der Kalenderwoche elf (15. bis 21. März) bei den 15-bis 24-Jährigen bei 338 je 100.000 Einwohner. Und bei den Kindern zwischen fünf und 14 Jahren lag die 7-Tage-Inzidenz bei 321. Selbst Kleinkinder im Alter bis fünf Jahre halten inzwischen bei einer 7-Tage-Inzidenz von 104.

In Prozentanteilen liest es sich noch konkreter: Die 15bis 24-Jährigen machten 15 Prozent aller Infektionen aus, was in absoluten Zahlen 3.230 Fälle waren. Knapp 12 Prozent bzw. 2.440 Fälle waren es bei den 5-bis 14-Jährigen und 2,6 Prozent bzw. 543 Fälle bei den unter Fünfjährigen.

Ähnliche Entwicklung. In anderen Ländern gibt es ähnliche Entwicklungen, beispielsweise in Deutschland, Großbritannien oder Italien. "Die britische Variante hat die besondere Fähigkeit, sich stark in der jungen Generation zu verbreiten", sagt Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza. In roten Zonen Italiens bleiben Schulen deshalb auch bis 6. April geschlossen.

Seit Beginn der Pandemie 360 unter 15-Jährige im Krankenhaus

Das Virus macht vor Kindern nicht Halt, auch wenn die Infektion in der Regel zumeist so milde verläuft, dass sie zu Hause auskuriert werden kann. Von Beginn der Pandemie bis Ende Jänner wurden der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rund 25.000 Fälle von infizierten unter 15-Jährigen gemeldet. 360 davon mussten stationär behandelt werden, 25 davon auf der Intensivstation, 20 davon wiederum wegen der Covid-19-Folgeerkrankung PIMS. Sogar ein Neugeborenes musste auf der Intensivstation behandelt werden, in Wien verlor ein 18-jähriger Patient sein Leben.

Gurgelstudie. Ob die britische Variante B.1.1.7 nun tatsächlich Kinder und Jugendliche härter trifft als Erwachsene, das "ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt", sagt der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien, der auch wissenschaftlicher Koordinator der nunmehr dritten PCR-Gurgelstudie ist, die aktuell in den Schulen läuft. Wagner geht davon aus, dass Kinder und Jugendliche eine ähnlich hohe Viruslast im Rachen tragen wie die Lehrkräfte. "Wenn wir die Sechs- bis 14-Jährigen zusammennehmen, dann ist die Viruslast im Durchschnitt nicht unterschiedlich zu jener der Lehrer", fasst er das Ergebnis der ersten beiden Studien zusammen. In anderen Ländern ist man zu gleichen Ergebnissen gekommen. Der Unterschied ist, dass bei Kindern eine Covid-Infektion häufiger asymptomatisch abläuft als bei Erwachsenen.

Auch beim Gesundheitsverbund in Wien unterstreicht man: "Grundsätzlich kann man sich in jedem Alter mit dem Virus infizieren."

Impfung. Vor diesem Hintergrund wird die Zulassung eines Impfstoffs für Kinder und Jugendliche immer wichtiger. Hersteller arbeiten bereits mit Hochdruck daran. Biontech hat im vorigen Herbst mit einer Studie begonnen, in der 12-bis 16-Jährigen Impfstoff verabreicht wird. Bald soll eine Studie mit Fünf-bis Elfjährigen folgen. Auch Moderna, Astra-Zeneca und Johnson & Johnson testen bereits Vakzine an Kindern. Und in Großbritannien soll bereits im August der Startschuss für Impfungen an Kindern erfolgen.  

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