Aufgeflogen

Anonymous-Hacker war FBI-Informant

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Wissenschaftlerin hatte direkten Kontakt zu Mitgliedern des Kollektivs.

Nachdem sich bereits die Journalistin Parmy Olson intensiv mit Anonymous auseinandergesetzt und ihre Erkenntnisse 2012 im Buch „ Inside Anonymous “ veröffentlicht hat, nahm sich nun die Wissenschaftlerin Gabriella Coleman diesem Thema an. Für ihr aktuelles Buch "Hacker, Hoaxer, Whistleblower, Spy: The Many Faces of Anonymous" nahm die Anthropologin sogar direkten Kontakt zu einigen Mitgliedern auf. Laut eigenen Angaben tauschte sie sich in den vergangenen vier Jahren regelmäßig mit 50 Anonymous-Mitgliedern aus (mit den meisten online).

Persönlicher Kontakt
Mit 15 Hackern stand Coleman laut eigenen Angaben sogar im persönlichen Kontakt, wie sie in einem Interview mit Technology Review sagt. Einige davon wurden zuvor verhaftet. Ansonsten wäre sie gar nicht an die Hacker herangekommen. In ihrem neuen Werk veranschaulicht sie die Entwicklung von Anonymous zu einer politischen Aktivistengruppe. Diese Entwicklung komme nicht bei allen Mitgliedern des Hacker-Kollektivs gut an. Die Kritiker seien jedoch eindeutig in der Minderheit, so die Forscherin. Früher war Anonymous eine reine Gruppe von zynischen und rebellischen Trollen. Jene, die sich zum aktuell bekannten Kollektiv entwickelt haben, wollen nun gegen das Böse in der Welt kämpfen. Das untermauern auch aktuelle Angriffe gegen Tierquäler, diktatorische Regime, Terroristen oder skandalöse Politiker.

>>>Nachlesen: Anonymous stellt türkische Polizei bloß

Hacker entpuppte sich als FBI-Informant
Während ihrer Recherche fühlte sich Coleman stets beobachtet. Dabei spricht die Wissenschaftlerin konkret das Thema staatliche Überwachung an. Justizbehörden hätten Anonymous-Mitglieder schon länger ins Visier genommen. Eine Bedrohung habe es jedoch nie gegeben. Dass sie mit ihrer Einschätzung richtig lag, bekam sie sogar direkt zu spüren. So entpuppte sich das Anonymous-Mitglied „Sabu“, mit dem sie im persönlichen Kontakt stand, als Informant des FBI. Die US-Behörde habe Sabu wohl direkt auf sie angesetzt, um an Informationen zu gelangen.

Richtung stimme
Abschließend konstatiert Coleman, dass sie nicht einschätzen könne, ob das Hacker-Kollektiv seine Ziele erreichen wird. Anonymous wolle staatliche Kontrolle und Überwachung einschränken. Aktuell sei es jedenfalls zu früh, um zu sagen, wer gewonnen und wer verloren hat. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Die Frage ist, ob die Bewegung ihren Schwung behält“ so Coleman, die sich selbst für mehr Rechte der Bürger im Internet stark macht, gegenüber Technology Review.

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