Warum wir über eine späte Diagnose sprechen müssen

ADHS im Alter

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ADHS bei Erwachsenen? Gibt es, und zwar gar nicht so selten! Unkenntnis und das Vorurteil, dass die Krankheit nur Kinder und Jugendliche betrifft, verzögern viele Diagnosen. Was wir über ADHS wissen sollten:

Wer ADHS hat, ist ein unruhiger Geist, kann sich nicht konzentrieren und ringt lautstark um Aufmerksamkeit – Stereotypen, die längst überholt sind, sich in unserer Gesellschaft aber immer noch hartnäckig halten. Dabei sind die Dimensionen der Krankheit weitaus komplexer und lassen sich nicht mit dem Klischee des zappeligen Kleinkinds abstempeln. Die Symptome sind tatsächlich sehr verschieden ausgeprägt, es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede und bei Erwachsenen geht die Krankheit oft mit zusätzlichen Diagnosen wie einer Angststörung oder Depressionen einher. Wir haben das Wichtigste zum Thema für Sie zusammengefasst:

Mögliche adulte Symptome

Antriebslosigkeit oder Überaktivität:
Für Personen mit ADHS gibt es meist nur diese zwei Extreme. Entweder sie hinterfragen die Sinnhaftigkeit eines To-Dos, das sie anschließend bis zur letzten Minute aufschieben oder sie erleben einen unglaublichen Motivationsschub und sind plötzlich überdurchschnittlich produktiv. Das liegt daran, dass der Dopaminhaushalt (Glückshormon) bei Menschen mit ADHS gestört ist.

Impulsivität:
ADHS-Patient:innen treffen Entscheidungen spontan aus dem Bauch heraus. Auch ihre Stimmung kann schnell umschlagen. Mit Kritik tun sie sich schwer, da die meisten sehr sensibel und leicht verletzlich sind. Auf der anderen Seite scheuen sie sich meist nicht, unverblümt ihre Meinung kundzutun.

Schwierigkeiten mit Planung:
Erwachsenen Menschen mit ADHS fällt es sehr schwer, Termine zu organisieren und diese dann auch einzuhalten. Außerdem zeigt sich diese Eigenschaft auch in Form von Unordnung und notorischen Verspätungen.

Konzentrationsproblem:
Manchmal fällt es Personen mit ADHS schwer, sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren – vor allem, wenn das Interesse für diese recht gering ist. Wenn sie sich aber für ein Thema
begeistern, können sie sich mit großer Ausdauer darauf fokussieren.  

Warum Vorurteile die Diagnose erschweren können

Passen die eigenen Symptome nicht mit dem gesellschaftlich typischen Krankheitsbild zusammen, werden die meisten Menschen erst gar nicht auf ADHS aufmerksam. Was viele nicht wissen: Unerkannte ADHS kann schwerwiegende psychische Folgen haben, die dann wiederum die eigentliche Ursache verdecken. Das macht es für Ärzt:innen umso schwieriger, eine undiagnostizierte ADHS zu erkennen.

Bei Frauen kommen noch einige Herausforderungen hinzu

Bei Mädchen zeigt sich die Krankheit häufig durch Unaufmerksamkeit und Verträumtheit. Die Hyperaktivität findet oft verborgen statt – im Inneren. In Gedanken sein, viel grübeln und den Anschluss verpassen ist klassisch dafür. Da Schüchternheit aber ohnehin als typisch für Frauen gilt, fällt das Verhalten oft nicht auf. Viele Frauen mit unentdeckter ADHS entwickeln dadurch Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen.

ADHS im Job

Von Ergotherapie über Neurofeedback bis hin zu Medikamenten gibt es mittlerweile viele Behandlungsmöglichkeiten. Mit der richtigen Therapie kann man gut mit ADHS leben. In vielerlei Hinsicht ist die Krankheit sogar eine Chance für unsere Arbeitswelt. Bei vielen Menschen mit ADHS sind nämlich Eigenschaften wie Mut und Out-of-the-box-Denken besonders ausgeprägt. Auch Empathie und Kreativität können sich bei ADHS sehr stark äußern, was eine große Bereicherung für die Arbeitswelt ist. 

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