Wenn die Finger schmerzen

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Die Hand ist Werkzeug, Ausdrucksmittel und Sinnesorgan. Schmerzen Finger bzw. funktionieren sie nur eingeschränkt, leidet die Lebensqualität. Der Spezialist verrät, was sich hinter häufigen Symptomen verbirgt und wie den Händen geholfen werden kann. 

Wir brauchen sie für jede unserer Tätigkeiten. "Die Hand", so Hand-und Nervenspezialist OA Dr. Veith Moser, "ist unser Manipulationsinstrument Nummer eins!" Sie ist zudem aber noch weitaus mehr als ein Greifwerkzeug. Ob ihrer großen Anzahl an Rezeptoren gilt sie auch als wichtiges Sinnesorgan. "Spätestens ab einer Beeinträchtigung", so Dr. Moser, "wird klar, wie sehr wir im täglichen Leben von der einwandfreien Funktionalität unserer Hände abhängig sind." Da die Hand zu den komplexesten und auch am leichtesten verwundbaren Körperteilen zählt, sind Probleme sehr häufig.

Funktionsstörungen und Schmerzen in den Fingern können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. "Häufig sind es Verletzungen", so Dr. Moser. Bei Brüchen, Bänderrissen & Co., die sofort zu Schmerz und starken Einschränkungen führen, sei die Diagnose eindeutig und damit leicht zu stellen. Diffiziler werde die Ursachenfindung, wenn Verletzungen länger zurückliegen und eventuell gar nicht behandelt wurden, weil die Beschwerden nur gering waren. In solchen Fällen kommt es schleichend und fast unbemerkt zu schweren Schädigungen. Weiters können Diabetes, rheumatische Erkrankungen, Schwangerschaften, ungewohnte körperliche Belastungen oder auch ständige schwere Arbeit hinter den Beschwerden stecken. Ist die Ursache nicht eindeutig erkennbar, kommt die Differenzialdiagnose zum Einsatz. Da sich viele Krankheitsbilder ähnlich äußern, wird eine Unterscheidung erst durch ein genaues Nachfragen und in weiterer Folge durch gezielte Untersuchungen möglich. Im Rahmen der sogenannten Anamnese werden Patient:innen auf Symptome (Wann tut was weh?), Grunderkrankungen (z. B. Diabetes), frühere Unfälle (z. B. Armbrüche), Lebensumstände (Gab es eine Überbeanspruchung z B. durch einen Umzug?) und den Lebensstil abgeklopft. "Es gibt", so Dr. Moser, "Diagnosen, die besonders häufig bei Diabetiker:innen auftreten. Rheumatische Erkrankungen der Hand werden zumeist bei Frauen um die 30 erstdiagnostiziert. Vom Karpaltunnelsyndrom sind ebenfalls vorrangig Frauen betroffen, aber zumeist um die 50. Bei körperlich schwer arbeitenden Menschen sind Abnutzungen (Anm.: Arthrosen) häufig. Mit diesem Wissen und allen relevanten Informationen kann der Handchirurg Rückschlüsse auf die Ursachen der Beschwerden ziehen." Anhand der Verdachtsdiagnose bestimmt der Mediziner, welche Diagnosemethoden zum Einsatz kommen. Die körperliche (Anm.: klinische) Untersuchung und u. a. bildgebende Verfahren können die Verdachtsdiagnose dann bestätigen.

Wenn die Finger schmerzen
© Wolfgang Wolak
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Was fehlt meiner Hand? Im Folgenden gibt Dr. Moser einen Überblick über die häufigsten Erkrankungen der Hand (Anm.: die nicht von akuten Verletzungen verursacht wurden). Er verrät, wie sie sich äußern, wie sie diagnostiziert werden und welche Therapien zur Verfügung stehen. Generell gilt: Je früher eine Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser die Prognose und desto schonender die Therapie. Und: Je mehr Informationen dem Mediziner über die Beschwerden beim Anamnese-Gespräch zur Verfügung gestellt werden, desto schneller kann die Diagnose gestellt werden.

1. Karpaltunnelsyndrom (KTS)

Kurz erklärt: Der Karpaltunnel zählt zu den anatomischen Schwachstellen des Menschen -v. a. zu jenen des weiblichen Körpers. Der durch Knochen und Bindegewebe gebildete Tunnel verläuft auf Höhe des Handgelenks, wo er als "Rinne" für wichtige Nerven und Sehnen dient. Den ohnehin engen Tunnel zwischen Handwurzelknochen und querem Handgelenksband (Karpalband) durchziehen insgesamt neun Sehnen und -mit dem "Nervus medianus" - einer der drei Hauptnerven der Hand. Kommt es in dem Bereich durch ständige Überlastung, durch Schwangerschaft, Chemotherapie oder eine chronische Erkrankung (Diabetes, Rheuma) zu einer Gewebeschwellung, entsteht Druck auf den Nerv.

Symptome: Kribbeln, Brennen, Schmerzen und "Ameisenlaufen" von der Hand in den Unterarm bis in die Schulter. Betroffene werden ungeschickter. Symptome verstärken sich in der Nacht, wenn der Blutdruck sinkt (Anm.: man wird davon wach) und bei längeren Auto- oder Radfahrten durch eine Streckstellung der Hand. Ausschütteln verbessert die Symptome.

Diagnose: Durch Anamnese und klinische Untersuchung des Nervs sowie Abklärung durch neurophysiologische Untersuchungen (Nervenleitgeschwindigkeits-Messung) sowie dem hochauflösenden Ultraschall.

Therapie: Zuerst konservativ durch Gabe entzündungshemmender Medikamente und Tragen einer Handgelenksschiene. Erzielen diese Therapien keine Erfolge, ist die chirurgische Befreiung des Nervs die Methode der Wahl.

2. Arthrosen

Kurz erklärt: Der "Gelenkverschleiß" tritt zumeist beim schwer arbeitenden Menschen an den Finger- und Handgelenken auf.

Symptome: Gelenke sind in der Bewegung eingeschränkt. Faustmachen fällt schwer; Betroffene können nicht mehr gut greifen; Kraftlosigkeit; Gelenke sind geschwollen; auch Fehlstellung (Überkreuzung der Finger) möglich.

Diagnose: Durch Anamnese -Bestätigung durch Röntgenuntersuchung, Magnetresonanztomografie/MRT.

Therapie: Konservativ durch entzündungshemmende Medikamente, Einspritzung von Cortison und Ruhigstellung. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine arthroskopische Gelenksäuberung oder eine "Rettungs-OP"(z. B. Entfernung des Schmerz verursachenden Nervs) notwendig werden.

3. Ganglion

Kurz erklärt: Auch "Überbein" genannt, ist eine deutlich sichtbare, harte Ausstülpung des Gelenks (ein "Knödel"), die mit Gelenksflüssigkeit gefüllt ist. Es sind mehr Frauen betroffen als Männer - v. a. jene, die schwache Bänder haben und ihre Hände stark beanspruchen, z. B. beim Yoga.

Symptome: Sichtbare Schwellung und Schmerzen, wenn das Handgelenk belastet oder stark abgewinkelt wird.

Diagnose: klinische Untersuchung und Magnetresonanztomografie. Therapie: Zunächst konservativ durch Schonung und Punktion. Viele Ganglien bilden sich -wenn die Überbelastung wegfällt -von selbst zurück. Falls nicht, gibt es die Möglichkeit der operativen Entfernung.

4. Sehnenscheidenentzündung

Kurz erklärt: Kann entweder beuge- oder streckseitig auftreten - abhängig von der zugrunde liegenden Ursache, sprich der Überbelastung.

Symptome: ständig ziehender Schmerz, der in der Hohlhand bis in die Finger hineingeht -teilweise bis zum Unterarm. Patient:innen berichten von einem "Knistern" bei Fingerbewegungen. Es können mehrere Finger oder auch nur einer betroffen sein. Auch Karpaltunnelsyndrom-ähnliche Symptome sind möglich. Daher ist die Abgrenzung zum KTS schwierig. Auch Druckschmerz entlang des Sehnen- und Muskelverlaufs ist typisch. Tritt oft in Zusammenhang mit Diabetes auf.

Diagnose: Erstens durch Anamnese. Die Sehnenscheidenentzündung lässt sich anschließend durch MRT und den hochauflösenden Ultraschall vom KTS abgrenzen.

Therapie: Sehr oft eine konservative durch Ruhigstellung und Medikamente.

5. Rheumatoide Arthritis

Kurz erklärt: Frauen sind häufiger von der systemischen Erkrankung betroffen als Männer. Erstmanifestation ist zumeist um die 30.

Symptome: Schmerzhafte, geschwollene Gelenke, Kraftlosigkeit; oft beidseitig und an Füßen und Händen. Patient:innen haben oft ein allgemeines Krankheitsgefühl -sie fühlen sich nicht mehr fit.

Diagnose: durch Anamnese und Labortests.

Therapie: Eine systemische Therapie durch den Rheumaspezialisten. "Moderne Rheumamedikamente sind sehr potent und weisen immer weniger Nebenwirkungen auf", so Dr. Moser. Auch eine chirurgische Therapie kann nötig werden.

Hochmoderne Bildgebung

Der hochauflösende Ultraschall. Um die Vielzahl an möglichen Ursachen zu untersuchen und passende Therapien zu formulieren, ist eine genaue Diagnose entscheidend -diese erlaubt u. a. der hochauflösende Nervenultraschall. Er ermöglicht die Untersuchung kleinster Gewebsschichten wie Nerven. Der speziell geschulte Mediziner (Anm.: im Bild rechts Radiologe Priv.-Doz. Dr. Gerd Bodner vom 1. Wr. Nervenschmerzzentrum) kann den Verlauf des Nervs verfolgen und die Problemstelle sichtbar machen. So können auch unvermutete Ursachen erkannt werden, die sonst verborgen bleiben würden und sogar zur falschen Therapie führen könnten.

Einblick in Diagnose & Therapien

Ruhigstellung: Die konservative Therapie durch Schienen der Problemstelle führt in den meisten Fällen zu einer Linderung der Symptome. Kommt meist in Kombination mit Medikamenten zum Einsatz.

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Medikamente & Injektionen: Cortison &Co. Bei vielen Erkrankungen der Hände werden entzündungshemmende Wirkstoffe verabreicht. Manche oral, manche werden via Injektion eingebracht.

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Chirurgische Therapien: Im fortgeschrittenen Stadium einer Handerkrankung muss oft zum Skalpell gegriffen werden. Im Bild befreit OA Dr. Moser chirurgisch den Mittelarmnerv, der im Karpaltunnel eingeengt wurde und so das Karpaltunnelsyndrom verursachte.

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