Vom gefeierten Wimbledon-Star zum Häftling in Todesangst: Boris Becker, 57, spricht in seinem neuen Buch „Boris Becker Inside“ offen über die wohl dunkelsten Stunden seiner Zeit hinter Gittern – von Morddrohungen über riskante Pokerpartien bis zu überraschenden Momenten der Menschlichkeit
"Ich bringe dich um!" – diese Worte hallten durch die Flure, als ein Mitgefangener namens Zac Becker in seiner Zelle attackierte. Der Ex-Tennisstar hatte ihn zuvor beim Eindringen in die Zelle eines Drogendealers ertappt. Nur dank anderer Häftlinge, die schlichtend eingriffen, entging Becker der Gewalt. Drei Tage später bat Zac sogar kniend um Vergebung. Dass Becker die Haftzeit überhaupt überstand, lag an ungewöhnlichen Bündnissen: Ein Drogendealer namens Ike und der sri-lankische Gangster Shuggy schützten ihn in brenzligen Situationen – selbst bei einer eskalierenden Pokerrunde, als rumänische Mitgefangene wegen 500 Pfund Schulden Druck machten.
Geburtstagskuchen hinter Gittern
Trotz harter Zeiten erlebte Becker auch Gesten der Menschlichkeit. An seinem Geburtstag überraschten ihn Mitgefangene – darunter ein Doppelmörder – mit Kuchen und einer handgemachten Karte. "Ich habe das schönste Lächeln seit Jahren gezeigt", so Becker.
Lilian und Boris Becker
Besonders seine Beziehung zu Lilian de Carvalho Monteiro, 35, half Becker, die Haft durchzustehen. Drei Besuche im Monat waren erlaubt, jeder davon für ihn ein Lichtblick. Selbst im schäbigsten Trainingsanzug wollte er stark wirken. Manchmal rasierte ihn Mitgefangener Shuggy heimlich mit einem versteckten Messer, um für Lilian gepflegt zu erscheinen.
Neubeginn in Italien
Lilian und Boris Becker
Nach seiner Entlassung kehrte Becker Deutschland den Rücken und zog mit Lilian nach Mailand. In einer bescheidenen Wohnung mit undichter Matratze und aufblasbarem Sofa fand er dennoch Ruhe. „Ich war dankbar, neben ihr aufzuwachen“, sagt Becker heute – eine stille Form von Glück nach den stürmischen Jahren.