Bis 14.01

Die Macht an der Wand: KHM zeigt Raffaels Tapisserien

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Die Herbstausstellung im Kunsthistorischen Museum widmet sich den Wandteppichen des 16. Jahrhunderts und ihrer monumentalen Wirkung

Der Teppich jenseits profaner Auslegeware steht - oder besser hängt - im Fokus der großen Herbstausstellung des Kunsthistorischen Museums (KHM): Mit "Raffael. Gold & Seide" zeigt man die monumentalen Tapisserien des 16. Jahrhunderts als Medium der Macht. "Sie waren das Beste vom Besten, das Teuerste vom Teuren", umriss KHM-Generaldirektorin Sabine Haag bei der Präsentation am Freitag die Stellung der gezeigten Arbeiten. Zu erleben sind textile Triumphtaten im Großformat.

"Wir haben die zweitgrößte Tapisseriesammlung der Welt nach der spanischen Krone", machte Haag deutlich, welche Bedeutung den Wandteppichen mit 750 Stücken im Haus zukommt. Diese sind nach dem Ende der Monarchie in die Bestände der Kunstkammer gewandert.

"Es bleibt einem der Atem stehen, wenn man diese Stücke sieht", griff Kuratorin Katja Schmitz-von Ledebur zu einer Helene-Fischer-Metapher. Und wahrlich sind die monumentalen Webarbeiten in der Größe einer durchschnittlichen Singlewohnung auf Wirkung angelegt. Wenn man in einer Schau Operngläser zur Verfügung stellt, um die Arbeiten vollends erfassen zu können, spricht dies für sich.

Den Kern der in schonendes Halbdunkel getauchten Ausstellung mit 18 Wandarbeiten bildet die zehnteilige Apostelserie zum Leben von Petrus und Paulus, die Raffael im Auftrag von Papst Leo X. für die Sixtinische Kapelle schuf. Die Raffael-Entwürfe wurden von der Brüsseler Manufaktur von Pieter van Aelst umgesetzt.

Man zieht den Blick allerdings auch weiter von der Raffael'schen Serie, die im Laufe der Geschichte zumindest 50 Mal nach den Originalentwürfen wieder aufgelegt wurde. So sind Werke von Meistern wie Barend van Orley, Michiel Coxcie oder Pieter Coecke van Aelst zu sehen, die sich teils thematisch, teils stilistisch in die Nachfolge des Meisters stellen. Überdies werden Leihgaben wie Vorentwurfszeichnungen aus dem Louvre und der Albertina, erklärende Hintergrundvideos oder konkrete Materialexponate präsentiert.

Nach der bis 14. Jänner angesetzten Ausstellung wandern die lichtempfindlichen Stücke wieder ins Depot. "Tapisserien waren nie für die dauerhafte Präsentation gemacht", machte Schmitz-von Ledebur deutlich.

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