Meilenstein

Mario Adorf verrät zum 95. Geburtstag: "Ich habe keinen Ehrgeiz, älter zu werden!"

Der Schauspieler blickt zu seinem halbrunden Geburtstag auf sein bewegtes Leben zurück und plaudert aus dem Nähkästchen. Unter anderem verrät er, wie er seine Frau Monique um den Finger wickelte. 

Wenn Mario Adorf über sein Alter spricht, tut er das ohne Pathos – aber mit Klarheit. „Je älter man wird, desto mehr blickt man zurück. Die Zukunft wird kleiner, also wendet man sich der Vergangenheit zu. In diesem Zustand bin ich schon länger“, sagt der große deutsche Schauspieler im Gespräch mit Bild.

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Den Sommer verbrachte er in seinem Sommerhaus an der Côte d’Azur, mit seiner Frau Monique Faye. Dort feiert er auch am heutigen Montag, dem 8. September, seinen 95. Geburtstag – still und ohne große Inszenierung. „Nur ein Abendessen mit zehn engen Freunden“, erklärt er. „Ich habe nie Freude an Geburtstagen gehabt. Auch Hochzeitstage übergehen wir meist schweigend. Die letzte große Feier war zu meinem 80er.“

In Weiß gekleidet, mit charismatischem Blick und unverkennbarer Ausstrahlung, wirkt Adorf fast wie eine Figur aus einem seiner Filme. Ein Gehstock begleitet ihn, verleiht seiner Erscheinung aber eher Würde als Schwäche. „Für einen 95-Jährigen geht es mir wahrscheinlich relativ gut“, meint er, „aber ich springe nicht umher und habe auch keinen Ehrgeiz, noch älter zu werden.“

Verlust der Sinne, Stärke der Erinnerungen

Dass das Alter auch Einschränkungen bringt, verschweigt er nicht. „Ich höre schlecht, kann Musik kaum noch genießen. Im Theater bin ich selten, weil es für mich schwierig ist, wenn viele Menschen gleichzeitig sprechen.“ Vorteile am Älterwerden? „Wenn es welche gibt, sehe ich sie nicht. Meine Mutter sah das ähnlich.“

Seine Mutter begleitete ihn ein Leben lang. 1955, damals verdiente er 350 Mark im Monat, holte er sie nach München: „Ich sagte ihr, sie könne aufhören zu arbeiten, ich würde sie ernähren.“ Sie wurde 92 Jahre alt. Sein Vater hingegen starb mit 59 – ein herzkranker Kettenraucher, der während Operationen nicht auf Zigaretten verzichtete. „120 Stück am Tag“, erinnert sich Adorf. Er selbst habe nie geraucht, nur im Film. „Zigarren, aber nie auf Lunge. Nicht mal einen Joint konnte ich rauchen, da musste ich sofort husten.“ Stattdessen war es Champagner, mit dem er seine spätere Frau beeindruckte.

Die Liebe seines Lebens

1968 kreuzten sich die Wege von Adorf und der Französin Monique Faye erstmals in Spanien, wo beide am Rande von Dreharbeiten Brigitte Bardot begleiteten. Richtig funkte es jedoch erst in Rom wenige Monate später. „Die Bardot erinnerte sich an mich, weil ich in Spanien großzügig Champagner ausgegeben hatte. Viele Kollegen waren damals sehr geizig.“

Aus der Begegnung entwickelte sich eine Beziehung, die lange von Auf und Ab geprägt war. „Siebzehn Jahre haben wir ausprobiert, ob es funktioniert“, sagt Adorf. Schließlich heirateten sie – und blieben seither unzertrennlich. „Monique hat mich zu allen Dreharbeiten begleitet.“

Heute, mit 95 Jahren, blickt Mario Adorf auf ein Leben zurück, das reich an Rollen, Reisen und Erinnerungen ist – und das ihm auch ohne große Geburtstagsfeiern immer noch genügend Gründe zum Lächeln gibt.

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