Kino

Academy Awards: Sieg für "Oscar-Reich"

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Michael Haneke und  Christoph Waltz stahlen allen anderen die Show.

Eine Milliarde Menschen in 225 Ländern schauten zu. Es ist 17.50 Uhr Ortszeit in L. A., als Christoph Waltz (56) einen Oscar – seinen zweiten! – für seine Rolle in Quentin Tarantinos Neo-Western Django Unchained gewinnt; und das gegen eine megastarke Konkurrenz (Robert DeNiro, Tommy Lee Jones, Philip Seymour Hoffman).

Video: Oscars für Österreich - Waltz und Haneke

Bei der Party im österreichischen Konsulat in Pacific Palisades gab es da schon kein Halten mehr: Die Gäste fielen sich in die Arme. „Wir sind wieder Oscar“, so der Tenor.

Waltz’ Stimme zitterte bei der Dankesrede angesichts seines Triumphs. Er bedankte sich bei seinem Mentor und Entdecker Tarantino: Der habe das Herz eines „Drachentöters“; er sei der mutigste unter den Filmemachern.

Oscars 2013: Christoph Waltz' schönste Momente

Später gestand Waltz: „Ich war völlig überrascht, als mein Name genannt wurde, regelrecht schockiert.“

Zweiter Coup
Österreich musste nicht lange auf den zweiten Oscar-Coup warten ... Es ist 18.30 Uhr Ortszeit, als Meisterregisseur Michael Haneke (70) in der elften Kategorie seinen ersten Oscar für das Liebes- und Sterbedrama Amour gewinnt.

Wieder wurde das Konsulat zum Tollhaus. Kulturministerin Claudia Schmied, zur Oscar-Fete aus Wien angereist, jubelt: „Freude! Freude! Freude!“

Rührend bedankte sich Haneke bei seiner Frau Susanne: „Du hast mich bei allem unterstützt – seit 30 Jahren“.

Mit der 3,85 Kilo schweren, 34 Zentimeter hohen Statuette in Händen erzählt er im Blitzlichtgewitter ÖSTERREICH: „Waltz und ich sind uns am roten Teppich über den Weg gelaufen, haben uns gegenseitig über die Schulter gespuckt – offenbar hat es genützt.“

Geflüchtet
Der Rummel war dem bescheidenen Filmemacher dann fast zu viel. Vom „Governors Ball“ sei er regelrecht geflüchtet: „Da haben alle nur herumgeschrien.“

Christoph Waltz, in den USA inzwischen ein echter Medienstar, war Gast auf mindestens neun Oscar-Partys.

ÖSTERREICH gratuliert!

Liebeserklärung
Michael Haneke widmet in einer emotionalen Dankesrede den Oscar seiner Ehefrau Susanne: „Danke an meine Frau“, so der Meisterregisseur, der für den Liebes- und Sterbefilm „Amour“ ausgezeichnet wurde. „Sie war Teil der Crew und unterstützt mich seit dreißig Jahren. Du bist der Mittelpunkt meines Lebens.“ Das Auditorium ist gerührt.

Oscars 2013: Alle Gewinner des Abends

Pruduzenten Grant Heslov, Ben Affleck und George Clooney - Bester Film - "Argo"

Michael Haneke - Bester fremdsprachiger Film - "Amour"

Jennifer Lawrence - Beste Schauspielerin - "Silver Linings Playbook"

Ang Lee - Beste Regie -"Life of Pi"

Anne Hathaway - Beste Nebendarstellerin - "Les Misérables"

Daniel Day-Lewis - Bester Schuspieler - "Lincoln"

Christoph Waltz - Bester Nebendarsteller - "Django Unchained"

Adele - Bestes Filmlied -"Skyfall"

Quentin Tarantino - Bestes Drehbuch - "Django Unchained"

Claudio Miranda - Beste Kamera

John Kahrs - Bester Animierter Kurzfilm

Jacqueline Durran - Bestes Kostüm

Guillaume Rocheron, Bill Westenhofer, Erik-Jan De Boer und Donald R. Elliott - Visuelle Effekte

Bill Westenhofer

Lisa Westcott und Julie Dartnell - Bestes Make up

Shawn Christensen - Kurzfilm

Andrea Nix Fine - Kurz-Dokumentarfilm

Paul N. J. Ottosson - Tonschnitt

William Goldenberg - Bester Filmschnitt

Andy Nelson - Bester Soundmix

Andy Nelson - Bester Soundmix

Karen Baker Landers und Per Hallberg - Bester Tonschnitt

Rick Carter - Production Design

Mychael Danna - Bester Soundtrack

Chris Terrio - Adaptiertes Drehbuch "Argo"

Rührend
Bei seiner Dankesrede zitterte Waltz’ Stimme: „Meine unbegrenzte Dankbarkeit gebührt (...) Quentin Tarantino. Wir haben an einer Heldenreise teilgenommen, und dieser Held war Quentin. Du hast den Berg erklommen, weil du keine Angst vor ihm hast. Du hast den Drachen bezwungen, weil du keine Angst vor ihm hast. Und du hast den Feuerkreis durchschritten, weil es das wert ist.“

Interview mit Oscar-Gewinner Michael Haneke:
ÖSTERREICH:
Legenden wie Steven Spielberg gingen leer aus, Sie halten den Oscar in Händen – das muss Sie doch unendlich stolz machen.
Michael Haneke:
Vor drei Jahren habe ich verloren, heuer gewonnen. So ist das eben. Ich finde diese Art der Wettbewerbe ja eigentlich doof, hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

ÖSTERREICH: Wie finden Sie die Oscar-Show.
Haneke:
Das ist schon ein enormer Zirkus hier. Die Leute schreien herum. Die Musik ist laut. Ich habe den „Governor’s Ball“ fluchtartig verlassen. Das ist nicht meine Welt.

ÖSTERREICH: Wie fühlt sich der Oscar an?
Haneke:
Schwer ist er, wenn man ihn den ganzen Abend trägt ...

ÖSTERREICH: Wie erlebten Sie den Moment, als Ihr Name fiel?
Haneke:
Wir haben schon ein bisschen damit gerechnet ... Ich hätte mich natürlich auch gefreut, wenn auch Emmanuelle Riva einen Oscar erhalten hätte, besonders weil sie heute 86 wurde – das wäre ein tolles Geburtstagsgeschenk gewesen.

ÖSTERREICH: Was jetzt? Haneke goes Hollywood?
Haneke:
Ich habe jetzt schon genügend Leute, die mit mir zusammenarbeiten wollen. Wenn sich was ergibt, sage ich zu. Der Ort, wo ich arbeite, ist mir wurscht – ich arbeite auch in China!

ÖSTERREICH: Aber gibt es in Hollywood nicht einzigartige Ressourcen?
Haneke:
Ja, aber ich habe ja jetzt nicht vor, Ben Hur zu drehen ... Interessent finde ich Kooperationen zwischen mehreren Ländern wie bei Amour.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich auch für Waltz gefreut?
Haneke:
Natürlich! Wir sind ja fast verwandt, haben den gleichen Stiefvater. Wir trafen uns am roten Teppich, spuckten uns über die Schulter – es hat gewirkt!

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