Zwei österreichische Dokumentarfilme sind auch im Programm
Am 5. August startet das Filmfestival von Locarno, das sechstgrößte weltweit. Der scheidende Direktor Frédéric Maire hat sich ein speziell buntes Schluss-Bouquet zusammengestellt. Unter anderem gibt es erstmals eine Manga-Retrospektive.
Manga
Locarno zeigt als erstes nicht-spezialisiertes Filmfestival
eine japanische Anime-Reihe mit etwa 30 langen Filmen aus den letzten 50
Jahren - ein "Wagnis", wie Maire der SDA sagte. Darunter ist der von Kennern
mit Spannung erwartete Autorenn-Film "Redline" von Takeshi Koike. Er wird
auf der Piazza Grande mit ihren 7.500 Plätzen gezeigt.
Weltpremieren
Das Piazza-Programm, das auch Nicht-Fachleute
ansprechen will, präsentiert jeden Abend einen bis vier Filme, mehr als die
Hälfte davon als Weltpremieren. Zu den Highlights gehört etwa "My Sister's
Keeper" von Nick Cassavetes mit Cameron Diaz und Alec Baldwin. Der Film
erzählt von einem Mädchen, das gezeugt wurde, um der leukämiekranken
Schwester gleichsam als Ersatzteillager zu dienen.
Openair-Zuckerln
Weitere Openair-Zuckerln sind die amerikanische
Liebeskomödie "(500) Days of Summer" von Marc Webb, Ludi Boedens "Unter
Bauern - Retter in der Nacht" mit Veronica Ferres über eine von deutschen
Bauern versteckte jüdische Familie und der Schweizer Beitrag "Giulias
Verschwinden" von Christoph Schaub mit Corinna Harfouch und Bruno Ganz.
Schweizer Filmschaffen breit vertreten
Das Schweizer Filmschaffen
ist dieses Jahr mit 40 Beiträgen recht breit vertreten in den diversen
Sparten. Mit Frédéric Mermouds erstem Spielfilm "Complices" steht auch ein
heimischer Bewerber im internationalen Wettbewerb: Die Geschichte dreht sich
um einen ermordeten jungen Mann, seine verschwundene Freundin und die
Aufklärung des mysteriösen Falls.
Bewerber vor allem aus Europa und Asien
"Complices" ist einer von
7 Erstlingen im Wettbewerb und konkurriert mit 17 weiteren Beiträgen aus 15
Ländern um den Goldenen Leoparden. Die Bewerber kommen vor allem aus Europa
und Asien. Aber auch Iran, Brasilien und Argentinien sind vertreten.
Österreichische Filme sind nicht im Wettbewerb, doch in der Nebenkategorie
"Ici & Ailleurs", die sich dem aktuellen Zeitgeschehen widmet, ist mit der
Nordkorea-Doku "Hana, Dul, Sed ..." von Brigitte Weich und Karin Macher eine
Weltpremiere aus Österreich zu sehen. Die Doku "PianoMania" von Robert Cibis
und Lilian Franck wird in der Settimana della Critica gezeigt.
390 Filme
Insgesamt sind nicht weniger als 390 Filme
programmiert, davon 180 abendfüllende. Nicht alles müsse allen gefallen,
sagte Maire gegenüber der SDA. "Das Programm soll möglichst kontrastreich
sein, um den Zuschauern zu ermöglichen, neue cinematografische Territorien
zu entdecken".
Leckerbissen
Im Manga-Programm etwa gibt es zwar Folgen bekannter
Serien wie "Pokémon", aber auch Klassiker des Anime-Schaffens, die noch nie
im Westen gezeigt wurden - Leckerbissen für die immer noch wachsende, auch
erwachsene Fangemeinde.
Raritäten-Leckerbissen
Entdeckungsfreudige Filmfans können
in Locarno auch sonst spannende Raritäten aufspüren. Ein Beispiel davon ist
ein abendfüllender Film, der ausschließlich mit dem Handy gedreht wurde.
"Das Werk von Pippo Delbono eröffnet eine ganz neue Sicht auf das heutige
Italien", verspricht Maire.