Sohn Moritz Bleibtreu hielt eine bewegende Abschiedsrede.
Dieser letzte Moment gehört nur Moritz und Monica Bleibtreu: Der Sohn nennt sie, seine am 13. Mai gestorbene Mutter, die "Hauptdarstellerin" und sieht sich an diesem Tag selbst in der "Nebenrolle". Die rund 300 Gäste der Trauerfeier, darunter Prominenz von Film, Fernsehen und Theater, sind still und zutiefst ergriffen. "Für mich war sie die größte Schauspielerin, die ich je kennengelernt, je gesehen habe", sagt der 37-Jährige, der selbst zu den gefragtesten Mimen des Landes gehört. "Wenn meine Mama etwas war, dann war sie eine Schauspielerin von ganzem Herzen." Mit bewegenden Worten nahm er am Samstag in Hamburg Abschied von seiner Mutter - der Grande Dame der Theater- und Filmwelt.
Charakterdarstellerin
Die große Künstlerin, die in Hamburg und
Wien lebte, hatte sich als eigenwillige Charakterdarstellerin in die Herzen
vieler Fans und Kollegen gespielt. Einer Schauspielerdynastie entstammend,
stand sie schon früh auf der Bühne, wurde aber vor allem in den letzten
Jahren zu einem Star vieler Kino- und TV-Produktionen ("Die Manns",
"Verlorenes Land", "Marias letzte Reise", "Vier Minuten"). So kamen Kollegen
wie Katja Riemann, Hannelore Elsner, Nina Hoss, Hannelore Hoger, Alexandra
Maria Lara, Herbert Knaup, Dietmar Mues, Gustav Peter Wöhler, Uwe
Ochsenknecht und Klaus Maria Brandauer zur Trauerfeier auf dem Friedhof
Ohlsdorf. Auch die Regisseure Fatih Akin, Detlev Buck sowie Tom Tykwer und
Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) und Filmfestchef Albert
Wiederspiel erwiesen der Grimme- und Filmpreisträgerin die letzte Ehre.
Tränen
Unter Tränen sprach der Sohn über seine Mutter, die
ihn nach der Trennung von ihrem Kollegen Hans Brenner allein aufgezogen
hatte. "Sie war glücklich, wenn andere glücklich waren", erinnerte er an
ihre Herzenswärme. "Jeder, den sie geliebt hat, war ihr näher als sie
selbst." Doch diese Stärke war auch eine Schwäche: "Man musste sie dazu
schubsen, dass sie an sich gedacht hat." Auch lustige Anekdoten aus seiner
Kindheit erzählte er, denn: "Es darf auch gelacht werden. Mama würde sich
tierisch darüber freuen." Seiner Mutter, die einem Krebsleiden erlegen war,
sei es in letzter Zeit gut gegangen. "Deswegen ist es auch so ungerecht, was
hier passiert", sagte Bleibtreu, der als Einziger auf der mit vielen
Sommerblumen geschmückten Trauerfeier sprach.
"Sie war glücklich"
"Ich bin so dankbar dafür,
dass ich so eine Mutter gehabt habe", meinte der Schauspieler, der seit dem
vergangenen Jahr selbst Vater ist. Er erinnerte sich, wie seine Mutter ihm
beim Tod der Oma sagte, sie sei jetzt "eben die Moni mit dem Loch im Bauch".
"Ich bin jetzt Moritz mit dem Loch im Bauch", sagte Bleibtreu. Bevor er den
Sarg selbst mit zum Grab trug, bat er um einen letzten warmherzigen Applaus
für seine Mutter - den erhielt Monica Bleibtreu minutenlang. Er würde am
liebsten die nächsten sieben Tage weiterreden, hatte Bleibtreu zuvor
erklärt, "damit das nicht aufhört". Doch er glaube, seine Mutter gucke von
oben zu und sage: "Jetzt ist es auch gut. Das reicht jetzt." Den schönsten
Satz über seine Mutter sagte er immer wieder: "Sie war glücklich."