Theaterkritik

Akademietheater: Triumph für Tschechow

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Tschechows „Onkel Wanja“ als brillante Komödie des Untergangs im Akademietheater.

Mit einem exquisiten Starensemble inszenierte Burgchef Matthias Hartmann Tschechows 1896 entstandene Tragikomödie Onkel Wanja, in welcher der Dichter vom sinn- und trostlosen Leben gelangweilter Gutsbewohner in der russischen Provinz erzählt.

Singsang
Tschechows geniale „Szenen aus dem Landleben“, die in der Regel elegisch und melancholisch daherkommen, waren in Hartmanns Deutung irrsinnig und unglaublich komisch: Vor der kahlen Feuermauer des Akademietheaters tobten, schlurften, stöckelten, stolperten die Schauspieler über einen hässlichen grünen Kunststoffboden mit Nylonborsten, lieferten sich gellende Schreiduelle und (selbst-)zerstörungswütige Hassausbrüche.

Michael Maertens betörte mit seinem hinreißenden Singsang als kaputter, versoffener Arzt, Naturschützer und Vegetarier Ástrow, der von Sonja, der unscheinbaren Tochter des Professors, abgöttisch und hoffnungslos geliebt wird. Wie Sarah Viktoria Frick dieses hässliche Entlein spielte, ständig zwischen Lachen und Weinen an ihrem Rock herumzupfte und wie sehnsüchtig sie den desinteressierten Ástrow anglotzte, muss man erlebt haben.

Jammerlappen

Nicholas Ofczarek war der Jammerlappen Wanja, der in höchster Erregung und Verzweiflung die Professorengattin belästigte und auf den Professor schoss. Caroline Peters spielte die schöne Jeléna hysterisch und an der Grenze zum Nervenzusammenbruch. Und Gert Voss brillierte als hypochondrischer, eitler Emeritus, der alle sekkierte und mit seinen Launen auf Trab hielt. Jubel.

E. Hirschmann

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