Literatur-Auszeichnung

Bachmann-Preis für Nora Gomringer

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Mit Fritsch & Grigorcea landeten auf "Stockerlplätzen" nur Frauen.

Es kam, wie es sich bereits seit Beginn abgezeichnet hatte: Die 39. Tage der deutschsprachigen Literatur waren weiblich dominiert. Nicht nur der Ingeborg-Bachmann-Preis hatte mit Nora Gomringer eine Preisträgerin, mit Valerie Fritsch und Dana Grigorcea landeten auch auf den "Stockerlplätzen" nur Frauen. Als einziger Mann schaffte es heute der Schweizer Jürg Halter auf die Shortlist.

Preis-Krimi
Die öffentliche Wahl im ORF-Theater in Klagenfurt glich am Sonntagvormittag einem Krimi. Im ersten Wahlgang hatte nur die Österreicherin Teresa Präauer, die mit ihrem Text am Samstag viele Lacher und viel Applaus geerntet hatte, zwei Stimmen erhalten - am Ende musste sie ganz ohne Preis heimgehen. Nicht nur der neue Juryvorsitzende Hubert Winkels fand den neuen Abstimmungsmodus, der genau so eine Situation verhindern hätte sollen, überdenkenswert, Er regte zudem für das 40-Jahr-Jubiläum des Preises im kommenden Jahr die Schaffung eines eigenen Autorenvideo-Preises an - eine Kategorie, in der die auch als bildende Künstlerin tätige Präauer auch Siegchancen gehabt hätte.

So ging der Bachmann-Preis im vierten Wahlgang an Nora Gomringer, 35-jährige Schweizerin und Deutsche, die bereits am ersten Lesetag mit ihrem perfekt auf die Vorlese-Situation zugeschnittenen vielstimmigen Text einer Autorinnen-Recherche in einem Hochhaus Publikum und Jury begeistert hatte. Als erste Preisträgerin seit 2007 (Lutz Seiler) konnte sie sich mit ihrem Auftritt am ersten Lesetag nachhaltig in das Gedächtnis der Jury einschreiben.

Das hatte auch Valerie Fritsch geschafft, an die zu erinnern ihr einladendes Jurymitglied Klaus Kastberger auch in den Folgetagen nie müde wurde. Unter den Neuzugängen in der Jury legte er seine Rolle medial am einprägsamsten aus - als angriffig und in seiner Privat-Fehde mit dem feinsinnig formulierenden Schweizer Kollegen Juri Steiner fast untergriffig formulierendes Raubein, das den Unterhaltungswert der öffentlichen Jury-Diskussionen deutlich hob. Dass am Finaltag keinerlei öffentlicher Meinungsaustausch stattfindet, sondern nur noch eine Abstimmungsmaschinerie bedient wird, bleibt ein Manko der Veranstaltung.

Am Ende durfte sich die Grazerin Valerie Fritsch über den Kelag-Preis, den über Internet-Voting ermittelten BKS-Bank-Publikumspreis und über das Klagenfurter Stadtschreiberstipendium freuen. Das summiert sich auf 22.000 Euro, fast so viel wie der Bachmann-Preis. Die rumänisch-schweizerische Autorin Dana Grigorcea erhielt den 3sat-Preis zugesprochen. Und nicht nur bei der erstmals abgehaltenen Schluss-Pressekonferenz kursierte der Begriff "Bachfrau-Wettbewerb". Hubert Winkels sprach das Schlusswort: "Ich glaube, es war ein besonders gutes Jahr."
 

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