Regie-Titan Peter Stein inszenierte "König Lear"-Premiere im Burgtheater.
Theater. Die Liebe zwischen Peter Stein und Klaus Maria Brandauer ist eine späte. Stein hatte 1970 die Berliner Schaubühne gegründet und das deutschsprachige Theater revolutioniert. 1991 wurde er Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, seit dieser Zeit lebt der schwierige, italophile Starregisseur mit seiner Ehefrau, der italienischen Schauspielerin Maddalena Crippa, in Umbrien auf dem Landgut San Pancrazio, wo er in seinem eigenen Theater megalomanische Theaterprojekte, die ihn nach England, Frankreich, Russland oder die USA führen, vorbereitet.
Stein holte Brandauer auf die Bühne zurück
Klaus Maria Brandauer, der blonde Steirerbub mit dem entwaffnenden Charme, avancierte in den 1970er-Jahren an der Josefstadt und am Burgtheater zum gefeierten Glückskind des Wiener Theaters. Der „James Dean aus Altaussee“ war ein gefeierter Salzburger Jedermann und wurde als Mephisto zum Filmstar, der auch Hollywood eroberte. Als seine erste Frau, die Filmregisseurin Karin Brandauer, 1992 starb, leistete er jahrelange Trauerarbeit, aus der ihn erst Peter Stein 2007 in den Olymp der Kunst zurückholte: Für Berlin inszenierte der große Theaterschlachtenlenker mit Brandauer Schillers integrale Wallenstein-Trilogie in einer zehnstündigen Mammut-Fassung. Weitere Großtaten des Dream-Teams folgten: Der zerbrochne Krug, Ödipus auf Kolonos und Das letzte Band. Lear ist die Krönung der Zusammenarbeit.
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Jubel für Dream-Team Brandauer und Stein
Erlebnis. Regietitan Peter Stein feierte gestern sein spätes Burgtheater-Debüt. Mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle inszenierte er Shakespeares dunkelste Tragödie König Lear als absurdes Endspiel.
Auf Ferdinand Wögerbauers finsterer Bühne mit Lears Thron im Zentrum agiert Brandauer – mit gewaltigen Ausbrüchen – als charismatischer Greis. Langer Pelzmantel, Krone über dem zerzausten Haar. Wenn er als Irrsinniger brüllt, kippt Lears Stimme.
Maertens zappelt und
trippelt als Hofnarr
Meist in seiner Nähe zappelt und trippelt Michael Maertens als Lears köstlicher Hofnarr, der im Till-Eulenspiegel-Outfit steckt. Die Massenszene meistert Stein – wie man es auch aus seinen Operninszenierungen gewohnt ist – exakt und atemberaubend.
Einer der Höhepunkte des Abends: die stürmische Heide-Szene mit Blitz, Donner und heulendem Wind. – Jubel nach einem Theaterereignis.
E. Hirschmann-Altzinger