Donna Leon begeistert mit ihrem Programm „Carnevale 1729“ im Wiener Konzerthaus.
„Die Musiker sind noch an der Bar“, sagte Donna Leon, als sie unter dem tosenden Applaus des Publikums das Podium betrat. Im Wiener Konzerthaus gastierte die amerikanische Krimi-Queen, die 1992 den venezianischen Commissario Brunetti erfunden hatte, mit ihrem italienischen Originalklang-Ensemble Il Pomo d’Oro und der tollen schwedischen Mezzo-Diva Ann Hallenberg mit dem Programm Carnevale 1729. Leon, die sich selbst als „Händel-Junkie“ bezeichnet, liebt die Barockoper, besonders den Caro Sassone Georg Friedrich Händel.
Launig. „Der Karneval in Venedig des Jahres 1729 war das wichtigste Musikfest aller Zeiten“, sagte die kleine, kluge Lady mit dem stechenden Blick. „Die neueste Musik wurde dort gespielt, und die größten Stars wie die Superkastraten Farinelli und Senesino traten auf.“
Unterbrochen von ihren launigen Kommentaren über die Entstehung des Karnevals aus den römischen Saturnalien, die Narrenfeste des Mittelalters und die prunkvollen Maskenfeste in Venedig, sang Ann Hallenberg virtuose barocke Arien von Porpora, Orlandini, Giacomelli, Vinci und Leo, die 1729 für Venedig komponiert worden waren.
Impresario. „Man hörte die beste Musik der Zeit – aber eigenartigerweise nichts von Händel“, so Donna Leon. „Der größte Komponist wurde beim größten Musikfest nicht aufgeführt! Zwanzig Jahre vorher hatte Händel mit Agrippina in Venedig seinen Durchbruch und sich mit dem verdienten Geld nach London abgesetzt. 1729 war er Impresario in London und reiste zum Karneval nach Venedig, um sich Musik ,auszuborgen‘ und Sänger zu engagieren.“
Nach Donna Leons trotzigem „I want Händel“ am Ende des Konzerts sang Ann Hallenberg mit ihrem herrlichen Power-Mezzo als Zugabe die Arie Vieni o figlio aus Händels Ottone. Jubel.