Schon sechs Frauen geben an, von ihrem Ex-Chef belästigt oder missbraucht worden zu sein.
Es ist die österreichische #metoo-Bewegung und begann mit dem offenen Brief der Musikerinnen Julia Oesch, Ninela Lamaj, Aliona Dargel, Bettina Kampp und Mona Somm, der sich gegen den künstlerischen Leiter der Festspiele Erl, Gustav Kuhn (72), richtete. Kuhn war für die Besetzungen bei den Festspielen zuständig und soll sexuelle Leistungen gefordert haben und die Frauen bloßgestellt, ausgegrenzt oder anderweitig sanktioniert haben, als sie dem einen Riegel vorschoben. Zudem soll es zu „massiven sexuellen Übergriffen“ gekommen sein.
Bewegung. Neben den fünf Künstlerinnen machte nun auch die oberösterreichische Sopranistin Manuela Dumfart ihre negativen Erfahrungen publik. Ihr soll Kuhn 2015 unter den Pullover und in den Schritt gegriffen haben. Kuhn streitet jedenfalls alles ab.
Kuhn als Beschuldigter in Ermittlungsverfahren
Der Druck auf den 72-Jährigen wuchs dennoch mit jedem Tag und jedem Interview, bis er vergangenen Dienstag schließlich das Handtuch warf und seine Funktion ruhend legte, was vom Vorstand der Festspiele sogar begrüßt wurde. Der Festspielpräsident Peter Haselsteiner sagte, Kuhn habe dem Vorstand der Spiele die Entscheidung vorweggenommen. Als einen „Teilerfolg“ wertet Mezzosopranistin Julia Oesch den Quasi-Rücktritt. Ein Ermittlungsverfahren gegen Kuhn ist bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck anhängig. Es gilt die Unschuldsvermutung.