Ein neues Buch von Georg Lux und Arno Wiedergut erinnert an die schillernden Seiten des verstorbenen Landeshauptmannes.
Dass der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider kein Allerweltspolitiker war, will ein neues Buch über ihn in Erinnerung rufen. "Mensch. Mythos. Medienstar" (Verlag Carinthia) eröffnet die wohl noch zu erwartende Serie posthumer Publikationen. Dabei lassen die Journalisten Georg Lux, Arno Wiedergut und Uwe Sommersguter vielmehr erzählen als sie es selbst tun: Ehemalige Weggefährten und Freunde aber auch Haiders Kritiker und politische Mitbewerber. Reinhold Meßner etwa.
Hier erwerben: Jörg Haider - sein Leben auf DVD
Die Irritation nach seinem Tod
Der Straßenmeister in Ferlach
musste an jener Stelle, an der Haider mit seinem Auto verunglückt war, rund
70 Müllsäcke mit ausgebrannten Öllichtern in nur zwei Wochen entsorgen. "Die
Leute an der Unfallstelle haben uns immer wieder beschimpft, als sie gesehen
haben, dass wir Dinge einsammeln", wird er zitiert. Die Predigt von
Diözesanbischof Egon Kapellari wurde ebenso abgedruckt wie die Trauerrede
von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Und ausgerechnet Gusenbauer kommt auch
die Ehre zuteil, mit einem Zitat auf dem Buchrücken vertreten zu sein: "Man
muss anerkennen, dass er ein Mensch gewesen ist, der außergewöhnlich war."
Seine berühmten Sager
Der Großteil von "Mensch.
Mythos. Medienstar" ist allerdings dem lebenden Haider gewidmet. Einer
Chronologie, bei der auch umstrittene Zitate wie jenes der
Beschäftigungspolitik im Dritten Reich nicht ausgespart werden, folgt erst
einmal Haider über Haider. Es sind Auszüge aus einem "Privatgespräch",
das der damalige Sportreporter und jetzige Kärntner ORF-Landesdirektor Willy
Haslitzer aufgezeichnet hat. Die ironisch-tragische Note folgt prompt -
unter der Überschrift "Jörg Haider über Alkohol": "Die
große Gefahr ist ja letztlich der Schnaps", sagt er dort.
Haiders Gefährten erzählen
Die meisten der 232 Seiten
füllen Haiders "Wegbegleiter" mit ihren Betrachtungen. Dazu
gehört etwa der ehemalige Kärntner SPÖ-Chef Peter Ambrozy, der sagt, was
viele über Haider - zu Lebzeiten und vermehrt nach dessen Tod - gesagt
haben: "Jörg Haider war immer ein Grenzgänger, in jeder Hinsicht."
Und so haben auch die erbittertsten Gegner immer ein gutes Wort oder gleich
mehrere übrig. Weitere Namen: Witwe Claudia und Schwester Ursula Haubner,
Ex-FC-Kärnten-Trainer Walter Schachner und Ski-Ass Franz Klammer, die
FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Andreas Mölzer, sowie
Bürgermeister, Journalisten, Geistliche und ehemalige Mitarbeiter.
Ein Mythos wie Diana?
"Mensch. Mythos. Medienstar"
scheint nicht nur von Haider zu handeln, sondern erscheint - trotz
kritischer Töne in manchen Beiträgen - allzu oft als undistanzierte Widmung.
Ob in den zahlreichen Bildern oder im fast hymnischen Epilog, in dem die
Autoren Haider gar in einer Liga mit Lady Diana sehen und nochmals den
Mythos beschwören. Sie meinen auch, es sei erstaunlich, "wie viele
junge Menschen, die sich im Alltag überhaupt nicht für Politik
interessieren, mit Tränen in den Augen Abschied von 'ihrem Landeshauptmann
genommen haben. Allein diese Generation wird dafür sorgen, dass Jörg Haider
nicht in Vergessenheit gerät". Und natürlich weitere derartige
Bücher.
Georg Lux, Arno Wiedergut, Uwe Sommersguter: "Jörg Haider. Mensch - Mythos - Medienstar", Verlag Carinthia 2008. 232 Seiten, 24,95 Euro. ISBN: 978-3-85378-640-6