Japanischer Autor bringt neues Buch "Männer, die keine Frauen haben".
Es klingt wie ein Spiegel unserer Gesellschaft: "Von Männern, die keine Frauen haben". Haruki Murakamis neues Buch erzählt nicht nur von unverheirateten Männern, sondern auch von jenen, die an der Seite einer Frau leben - und trotzdem keine haben.
Winkt der Literaturnobelpreis?
In sieben Geschichten beschreibt Japans wichtigster Autor in seiner ruhigen, mitunter verwirrenden Art ganze Leben oder kurze Momente, die seine Figuren dem Leser nahe bringen und trotzdem oft entfremden. Nachdenklichkeit bleibt in jedem Fall. Der 65 Jahre alte Murakami wird seit Jahren als heißer Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt. Mit vielen anderen nationalen und internationalen Auszeichnungen ist er schon geehrt worden.
Lange Kurzgeschichten
Mit seinen "long short stories" ist in diesem Jahr bereits das zweite Buch des Japaners auf Deutsch erschienen. "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" kam nach dem Erfolg in der Heimat und anderen Ländern Anfang des Jahres in hiesige Läden.
Das aktuelle Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten über Männer, die mitten im Leben stehen, sich erinnern, suchen, finden, mit Geheimnissen und Beziehungen zu Frauen - in der Vergangenheit oder ihrer Gegenwart. Damit wendet sich Murakami nach Angaben seines Verlages erstmals nach sieben Jahren wieder der kürzeren Form zu.
Wünsche und Realität
Kafuku aus "Drive my car" ist ein alternder Schauspieler, der vor längerer Zeit seine Frau verloren hat. Sie ging über Jahre hinweg fremd, doch den Grund fand er nie heraus. Oder der Protagonist der titelgebenden Geschichte, der durch einen nächtlichen Anruf an eine frühere Beziehung erinnert wird. Was folgt, sind Gedanken an eine idealisierte, irreale Vergangenheit und dessen Erkenntnis, wer die Männer ohne Frauen tatsächlich sind.
Doch vielleicht gibt es eine Chance wie für Herrn Kino, der in "Kinos Bar" eine Lösung für sich sucht. Er verlässt seine Frau, die ihn mit seinem Freund betrügt und macht sich mit der kleinen Bar selbstständig. Die Menschen fühlen sich bei ihm wohl, doch es fehlt etwas. Und so bekommt er den Rat, auf Reisen zu gehen, immer in Bewegung zu bleiben und dieses Etwas zu finden. Murakami macht es seinen Figuren nicht leicht. Sie müssen sich der Realität stellen, auch wenn die Handlungen häufig nicht dort spielen.
Und am Ende bleibt die Zukunft aller Männer offen, und der Leser legt das Buch nachdenklich zur Seite. Wer Antworten und Lösungen sucht, wird von Haruki Murakami wieder enttäuscht.